Was ist Rassismus? Geschichte und Diskussion um ein Herrschaftsphänomen
Mittwoch 11. Mai 2011 / 19 Uhr / Bremer Presseclub, Schnoor, 28195 Bremen
mit Rosa Fava
Viele vollkommen verschiedene Phänomene gelten als Rassismus: Ungleiche Rechte von Eingewanderten, Apartheid, das Sterben lassen vor den Grenzen Europas und exterritoriale Gebiete am Frankfurter Flughafen, völkischer Nationalismus, die überproportionale Zuweisung von »Migrantenkindern« auf Haupt- und
Förderschulen, das Weißsein deutscher linker Zusammenhänge, Sklaverei, abwertende Begrifflichkeiten für Personen und deren Lebenswelten, der Multikulturalismus als Staatsmodell, die Entstehung einer breiten deutschen Mittelschicht über den Gastarbeitern, physische Gewalt von Neonazis, …
Es handelt sich dabei um unterschiedliche Formen von Aus- und Einschluss zur Schaffung eines homogenen Kollektivs und zur Hierarchisierung von biologisch und/oder kulturell bestimmten Gruppen. Dies überschneidet sich mit Antiziganismus, Antisemitismus und Nationalismus.
In Deutschland entwickelte sich eine Kritik des Rassismus erst sehr spät und gegen große Widerstände in der politischen Öffentlichkeit und der Wissenschaft in den 1990er Jahren, meist in Orientierung an der englischsprachigen und französischen Theoriebildung und/oder in Anlehnung an die Kritik des Antisemitismus. Vorherrschend ist aber immer noch, auch in linken Publikationen, das Konzept der Ausländer- oder
Fremdenfeindlichkeit sowie der Vorurteilsforschung.
In dem Vortrag geht darum, verschiedene Begriffe, Zugänge und ihre Überschneidungen vorzustellen sowie einen Einblick in die differenzierenden Wirkungen von Rassismus auf die Subjekte, die sich zur unmarkierten Norm oder zur rassifizierten Abweichung entwickeln, zu geben.
Rosa Fava (Hamburg), ist im Arbeitskreis Distomo für die Entschädigung von NS-Opfern aktiv und schreibt an einer Promotion: Die Neuausrichtung der ›Erziehung nach Auschwitz‹ im Einwanderungsland. Eine rassismuskritische Diskursanalyse.
Veranstaltet im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.