Individuelles Leiden und die Kritik gesellschaftlicher Objektivität: Zum Erfahrungsbegriff Theodor W. Adornos
Donnerstag, 19. Mai 2011, 20:00 Uhr, Infoladen Bremen, St. Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen
Vortrag mit Diskussion; mit Dr. Christine Kirchhoff
Gesellschaft, so behauptet Adorno in den Vorlesungen „Zur Einleitung in die Soziologie“ bekomme man „auf der Haut zu spüren“ , nämlich dann, wenn man auf „kollektive Verhaltensweisen“ stoße, die ein Moment von „Unansprechbarkeit“ haben und stärker seien, als die einzelnen Individuen, die diese Verhaltensweisen an den Tag legten. Gesellschaft werde unmittelbar da fühlbar, „wo es weh tut“. Allerdings, und auch das zeigt die kritische Theorie in ihrer Analyse von Kulturindustrie wie Antisemitismus und Nationalsozialismus, ist diese Möglichkeit der Erfahrung lediglich Potential.
Mit dem Erfahrungsbegriff integriert Adorno subjektives Leiden wie Wünschen in die Erkenntnis gesellschaftlicher Objektivität.
Im Vortrag soll der Erfahrungsbegriff Adornos entfaltet und gezeigt werden, warum ein Begriff von Erfahrung, wie ihn Adorno entwickelt, zentral für eine kritische Theorie der Gesellschaft ist.
Christine Kirchhoff hat an der Universität Bremen Psychologie studiert und promoviert. Arbeitsschwerpunkte: Psychoanalyse und Neurowissenschaften, psychoanalytische Subjekt- und Kulturtheorie, Psychoanalyse und Gesellschaft, Kritische Theorie. Ihre Dissertation über das psychoanalytische Konzept der Nachträglichkeit ist 2009 im Psychosozial-Verlag erschienen (mehr). Eine Arbeit über den Erfahrungsbegriff Adornos ist 2004 in „Gesellschaft als Verkehrung“ im ça ira Verlag erschienen und hier nachzulesen.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit „Gruppe in widersprüchlicher Gesellschaft (IWG)“.