Gewalt im Blick – Wie gesellschaftliche Gewaltverhältnisse ästhetisch erfahrbar werden
20. Dezember 2011 / 19 Uhr / Villa Ichon / Goetheplatz / 28203 Bremen
mit Juliane Hummitzsch (Bremen)
Daniel Richter will mit seiner Kunst daran erinnern, dass es eine Welt gibt, die fremd und bedrohlich ist: die eigene nämlich — sagte er einmal in einem Interview. So stellt Richter in seinem Gemälde »Dog Planet« von 2002 das Moment des Übermächtigen und Gewaltvollen staatlicher Realität in einer Art und Weise dar, welche die betrachtende Person in Widersprüche verwickelt.
Ausgehend von der ästhetischen Erfahrung mit »Dog Planet« wird die Referentin in ihrem Vortrag eine Lesart des Kunstwerks entwickeln, welche unter Rekurs auf Walter Benjamins Überlegungen zum Verhältnis von
Staats- und Naturrecht in den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen eine Kritik der Gewalt entfaltet. Auf welche Weise die künstlerischen Formen Richters die Realität staatlicher Machtverhältnisse zu fassen bekommen und sich diesen entgegen stellen, dem wird sie angelehnt an Sigmund Freuds Verständnis von Voyeurismus und der Funktion des Humors als eines vorübergehenden psychischen Entlastungsmechanismus` nachgehen.
Über die Reflexion des widersprüchlichen Erlebens des Kunstwerks wird der Vortrag die These entfalten, dass sich Gewalt auch in den Blickverhältnissen Bahn bricht und gleichzeitig an der realen Übermacht von physischer Stärke scheitern muss.
Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der Redaktion der Zeitschrift Extrablatt.