„Den Himmel stürmen“? (Post-)Operaismmus und sozialistische Hegemonie
Donnerstag 15. April 2010, 19 Uhr 30, Paradox, Bernhardstraße 12, 28203 Bremen
mit Thomas Goes
(Post-)operaistisches Denken hat die Diskussionen über Gesellschaftsanalyse und politische Strategie der (revolutionären) Linken bereichert. Der Operaismus – in seinem Epizentrum Italien in den 60er und 70er Jahren als Kritik an der Politik der Kommunistischen Partei entstanden – wandte sich gegen ein staatsfixiertes und refformististisches Politikmodell; zugleich brachte er eine Hinwendung zu den sozialen Kämpfen in Fabrik und Stadtteil.
Jüngere Ansätze, die sich kritisch auf diese Tradition beziehen, haben seit den 90er Jahren zudem nach der Krise von Stalinismus und Sozialdemokratie an der Erneuerung nicht nur einer auf Befreiung zielenden Gesellschaftsanalyse sondern einer entsprechenden politischen Strategiediskussioin teilgenommen.
Prominente Vertreter finden sich in Antonio Negri und John Holloway. Aus marxistischer Perspektive wurde früh an zentralen Theorien und strategischen Schlussfolgerungen des Postoperaismus Kritik geübt. Dazu gehört das Konzept der Multitude von Michael Hardt und Antonio Negri ebenso wie Thesen über die Rolle politischer Organisationen sowie Vorstellungen anti-institutioneller, anti-staatlicher oder gar anti-machtlicher Politik (Holloway).
Im Vortrag werden zunächst die Stärken (post-)operaistischer Theorie und Strategiebildung diskutiet. Daran anschließend werden aus einer an Hannah Arendt, Antonio Gramsci und Rosa Luxemburg angelehnten Position Kritiken an dem Konzept der Multitude, am Staatsbegriff und machtpolitischen Schlussfolgerungen formuliert. Produktiv wird so eine sozialistische Hegemoniestrategie entwickelt, die von der notwendigen pluralistischen politischen Organisierung und Parteibildung ausgeht. Durch diese können die vielfältigen sozialen Kämpfe verbunden und vermittelt werden. Nur durch das Wechselverhältnis von sozialen Kämpfen sowie Massenbewegungen und die langfristige vermittelnde Praxis politischer Organisationen kann sozialistische Gegenmacht gesellschaftlich führend und sozialistische Transformation ermöglicht werden.
Thomas Goes ist Sozialwissenschaftler an der Universität Jena und aktiv in der Partei DIE LINKE Kassel. Seine Arbeitsgebiete sind Gesellschaftstheorie, Industrie- und Arbeitssoziologie sowie Staatsanalyse.
Foliensatz (Post-)Operaismus und sozialistische Hegemonie [pdf 1,36 MB]