“Die Stadt als Spielwiese” / Film- und Diskussionsabend
29. Juli 2010, 19.30 Uhr; Offkulturprojekt „NEULAND – Urbanes Labor des Guten Lebens“ auf dem Areal der ehemaligen Reha-Einrichtung “Haus Neuland” an der Neuenlander Straße 105-107, 28201 Bremen (Neustadt)
19:30 Uhr: “Empire St. Pauli – von Perlenketten und Platzverweisen” Dokumentarfilm, 2009, 85 Min.
Hamburgs berühmtester Stadtteil St. Pauli war lange auch der ärmste. Mittlerweile leben und arbeiten hier jedoch immer mehr Gut- und Bestverdienende. Die sozialen Gegensätze verschärfen sich. Der Film zeigt, dass St. Pauli nicht nur als Ausgeh- und Amüsierviertel, sondern vor allem als Wohn- und auch Wirtschaftsstandort attraktiv geworden ist. Altbauten verschwinden oder werden aufwändig saniert, das Mietniveau steigt rasant, Mietwohnungen werden in Eigentumswohnungen umgewandelt. Wer sich wehrt oder nicht mehr in das neue Bild passt wird des Ortes verwiesen – direkt oder indirekt. Verschiedenste St. PaulianerInnen kommen zu Wort: AnwohnerInnen, Angestellte, KünstlerInnen, Gastwirtinnen, Großinvestoren, SozialarbeiterInnen, Hoteliers, RechtsanwältInnen, der Bezirksamtsleiter und viele mehr. So bildet der Film jenseits von Rotlicht, Kleinkriminellen und Arme-Leute-Klischee ein vielfältiges Meinungsspektrum ab.
Weitere Informationen: www.empire-stpauli.de
ca. 20 Uhr: Diskussion mit dem Publikum und AktivistInnen aus dem Gängeviertel, Hamburg Oliver Hasemann / Autonomes Architektur Atelier, Bremen Daniel Schnier / Autonomes Architektur Atelier, Bremen Michael Ziehl / Gängeviertel, Hamburg (Moderation) Auch der zweite Neuland-Diskussionsabend widmet sich dem vielschichtigen Themenkomplex um Stadtentwicklungspolitik, Kulturproduktion und Gentrifizierung. Diesmal wird als Bezugspunkt nach Hamburg geschaut. In der seit Jahren wachenden Stadt hat die städtische Aufwertungs- und Verdrängungspolitik ein besonderes Ausmaß angenommen. Ganze Stadtteile werden von der Stadtregierung als Spielwiese für Investoren freigegeben. KulturproduzentInnen aller Art werden als Imagefaktor bewusst vorgeschaltet und Teil städtischer Aufwertungsstrategie. Diese wehren sich mittlerweile intensiv gegen ihre Instrumentalisierung zum Zwecke der Imagebildung und Stadtteilaufwertung. Mit dem viel beachteten Manifest gegen die „Marke Hamburg“ von der Gruppe „Not in our Name“ und der Besetzung des Gängeviertels im August vergangenen Jahres durch die Initiative „Komm in die Gänge“ hat hier der Widerstand eine neue Qualität erreicht. Dieser versteht Stadt als Spielwiese eher als Ort selbstbestimmter Raumaneignung und bottom-up Entwicklung. Die Auswirkungen dieser gegensätzlichen Auffassungen sind aber nicht immer so konträr wie es scheint, denn auch besetzte Häuser und Bauwagenplätze können ihren Teil zur attraktiven Stadt beitragen und unfreiwillig einen prekären Platz im stadtpolitischen Entwicklungsystem einnehmen.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Autonomen Architektur Atelier (AAA).
Weitere Infiormationen zum Thema des Abends unter: www.das-gaengeviertel.info und www.buback.de/nion