TANJA, WEINE NICHT! Subversive Praktiken von Aktionskünstlergruppen und staatliche Repression in Russland
Donnerstag, 16. Juli 2009, 20 Uhr. Infoladen Bremen, St. Pauli Str. 11/12, 28203 Bremen
Vortrag und Diskussion mit Maxim Neroda und einem weiteren Aktivisten aus St. Petersburg anlässlich der Kriminalisierung des Aktionskünstlers Artem Loskutov (Nowosibirsk, RU)
(Ein weiterer Termin ist am Mi, 15. Juli 2009, 20 Uhr, in Hannover, UJZ Kornstraße, Kornstrasse 28/30)
Artem Loskutov wurde am 15. Mai in Nowosibirsk ohne Angabe von Gründen durch das „Extremismusreferat“ der russischen Polizei verhaftet. Seine Verhaftung erfolgte wegen dringenden verdachts auf „gesetzeswidrige Handlungen“. Mangels konkreter Beweise wurde ihm der Besitz von Rauschmitteln angehängt. Nach mehreren Wochen in Untersuchungshaft wartet er nun mit dem Verbot, Nowosibirsk zu verlassen, auf einen Prozess mit unbekannten Ausgang. Bei der Veranstaltung werden einige der unter Extremismus-Verdacht fallenden Arbeiten gezeigt (siehe der Slogan „Tanja weine nicht“) — so die als „Monstrationen“ bezeichneten Flashmobs, die mit sinnfreien, explizit nicht-politischen Bannern und Slogans die jährlichen Demonstrationen am 1. Mai in Nowosibirsk persiflieren. Die russischen Gruppen /Contemporary Art Terrorism/ wie auch das Projekt /Babushka posle pochoron – Babushka after the funeral/ (gegründet von Artem Loskutov) stehen für Kritik an Protest- und Widerstandspraktiken. Ihre Praxis ist inspiriert von Ideen, die auf die Situationistische Internationale zurückgehen. In städtische Räume gilt es zu intervenieren, um sie als freie Räume für künstlerischen Ausdruck und politische Forderungen zurückzugewinnen. Diese Bewegung nimmt das ganze Kunstsystem als repressiven Mechanismus wahr, der für die Produktion von Wahrheit in einer liberalen Gesellschaft genutzt wird. Stadt wird als Ausstellungsraum und die Polizei sowie die Beamten als Ausdrucksmittel genutzt. Mit ihren Aktionen und Projekten stellen die Künstler_innen die Möglichkeiten anderer Gesellschaftsformen dar, was im Begriff „politische Kunst“ deutlich werden soll. Durch die absurden und falschen Bewegungen und Wirkungen von Macht, soll sich diese als dummer unbrauchbarer Gebrauchsgegenstand zeigen.
Maxim Neroda ist Mitglied der Künstlergruppe CATGroup [Contemporary Art Terrorism], Mit-Initiator der „Monstration“ in Nowosibirsk. Er lebt und arbeitet heute in Berlin.
Weitere Infos: freeloskutov.anho.org (englisch) kissmybabushka.com (russisch) lavka.info (deutsch) solianka.org (deutsch)
Spenden für die Anwaltskosten Artems werden dringend benötigt: Kontoinhaber: Roter Baum gGmbH Servicestelle Leipzig Bank für Sozialwissenschaft BLZ 85020500 Ktnr. 3619703 Verwendungszweck (wichtig!): Rechtsbeistand Artjom Loskutov
Eine Veransatltung in Kooperation mit der /temporären AG Russland/.