“Noch immer dieses Mittenwald”
Soldatische Gedenkpraxen und Möglichkeiten des Widerspruchs am Beispiel des „Kameradenkreises der Gebirgsjäger“
Donnerstag, den 3. Mai 2007, 19. 30 Uhr, Infoladen Bremen, St. Pauli-Str. 10-12
Mit Jennifer Gronau, Politologin, Bremen und Ralph Klein, Historiker, Witten
Dieses Mittenwald steht für das Pfingstreffen des Kameradenkreises der Gebirgstruppe e.V. Im Verbund mit aktiven Bundeswehrsoldaten, Familienangehörigen und Teilen der Bevölkerung gedenken ehemalige Wehrmachtsoldaten der „Elitetruppe“ den Toten ihrer Einheiten auf dem „Hohen Brendten“ im bayrischen Mittenwald und stellen bewusst eine positive Traditionslinie mit den aktuellen Bundeswehreinsätzen her.
Dieses Mittenwald steht seit 2002 auch für eine stetig wachsenden Protestkampagne, die unter dem Motto „Angreifbare Traditionspflege“ die eindimensionale Gedenkpraxis des Kameradenkreises kritisiert, die in Bezug auf die Verbrechen von Gebirgsjägereinheiten Leerstellen aufweist und eine Kontextualisierung mit dem Vernichtungskrieg der Wehrmacht vermissen lässt.
Die Veranstaltung befasst sich am Beispiel der Gebirgsjägertreffen mit dem Verhältnis soldatischer Gedenkpraxen und den Traditionsbausteinen der Bundeswehr und setzt diese in einen größeren Kontext: Stellen sie eine Ausnahme im offiziellen Erinnern an den Nationalsozialismus und insbesondere den Kriegshandlungen dar? Oder können wir am Beispiel Mittenwalds von einem „Mikrosystem“ deutscher Erinnerungspraktiken sprechen?
Und vor allem: Welche Möglichkeiten des Widerspruchs ergeben sich und auf welche Reaktionen stößt die Protestkampagne? Ist es ihr gelungen, auf die „blinden Flecken“ zu verweisen? Ausgangspunkt für diese Überlegungen ist u.a. die regionale und überregionale Berichterstattung aus den Jahren 2002 bis 2005.
Literaturhinweis: Von Ralph Klein erschien in Heft 1/2007 der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft der Aufsatz „Das Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18: Massaker, Deportation, Traditionspflege“
Link zum Thema
http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/mittenwald/
Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative in Kooperation mit Arbeitskreis Angreifbare Traditionspflege (Bremen) und Arbeitskreis Distomo (Hamburg)