Menschenrechte in der Türkei zwischen Anspruch und Realität
Beitrittsverhandlungen der Türkei und die Rolle der Zivilgesellschaft
Mittwoch, 25. Oktober 2006, 18:00 Uhr, forum Kirche, Hollerallee 75, 28209 Bremen
Mit dem Beginn der Beitrittsverhandlungen hat die Aufmerksamkeit gegenüber der Türkei zugenommen. Ein Land, das der EU beitreten möchte, muss bestimmte Kriterien erfüllt haben. Im Rahmen dieses Prozesses wurden gewisse Anpassungsreformen in der Türkei vollzogen. Wir möchten mit Vertretern unterschiedlicher zivilgesellschaftlicher Organisationen aus der Türkei / Kurdistan die Frage der Menschenrechte, die Situation der Inlandsflüchtlinge und die Situation der Frauen zwischen Anspruch und Realität diskutieren. Gleichzeitig wollen wir uns mit der Rolle der Zivilgesellschaft bei der Demokratisierung des Landes auseinander setzen.
Es berichten:
Rechtsanwalt Dursun Özdogan (Vorstandsmitglied von Göc-Der)
Rechtsanwalt Bülent Temel (Vorstandsmitglied des Menschenrechtsvereins IHD-Diyarbakir)
Çağlar Demirel (Vorstandsmitglied des Frauenhauses Kardelen der Gemeinde in Diyarbakir)
Dr. Rolf Gössner (Rechtsanwalt, Publizist, Präsident der Internationalen Liga für Menschenrechte)
Moderation: Orhan Calislar (Freier Journalist)
Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative in Kooperation mit YEK- KOM Föderation kurdischer Vereine in Deutschland e.V und Birati e.V
Unterstützer: Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz), forum Kirche, Ökumenische Initiative Bremen, Bremer Friedensforum, Internationale Liga für Menschenrechte, Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten, Internationaler Menschenrechtsverein Bremen e.V., Soziales – Arbeit – Leben – Zukunft SALZ, AFRIKA-FreundInnen Bremen e. V., Flüchtlingsrat Bremen, GEW – Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Bremen
Zum Hintergrund ein kurze Vorstellung der Vereine der Referenten aus der Türkei.
Menschenrechtsverein IHD
Der Menschenrechtsverein IHD ist die größte Menschenrechtsorganisation der Türkei. Der IHD verurteilt offen Menschenrechtsverletzungen. Die Büros des Menschenrechtsvereins werden häufig verwüstet, geschlossen oder sind Zielscheibe von Bombenanschlägen. IHD-Vertreter werden häufig bedroht, festgenommen, verfolgt, gefoltert, verschleppt und getötet. Seit 1991 sind mindestens zwölf seiner Mitarbeiter getötet worden. Die Täter sind in der Mehrzahl der Fälle nicht ermittelt worden, obwohl es deutliche Hinweise für die Beteiligung von Angehörigen der türkischen Sicherheitskräfte an einigen dieser Morde gibt. Mehrere lokale IHD-Büros sind unter verschiedenen Vorwänden geschlossen worden. Der Mordanschlag auf Akin Birdal im Mai 1998 löste weltweites Entsetzen aus.
Göç-Der, Sozialer Hilfs- und Kulturverein für Vertriebene
Göç-Der besteht seit 1990 und ist eine NGO, die sich für Personen einsetzt, die während des Konfliktes zwischen dem Staat und der PKK aus dem Südosten vertrieben wurden. Die Flüchtlingshilfsorganisation Göç-Der bemüht sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch um Sozialarbeit (Unterbringung und Versorgung, Weiterbildung, Arbeitsvermittlung, psychologische Betreuung, u.a.) vor Ort. Hauptanliegen ist: die Rückkehr der Vertriebenen in die wieder aufzubauenden Dörfer ihrer angestammten kurdischen Heimat. Gegenwärtig geht es jedoch primär darum, die Situation der Flüchtlinge zu verbessern. Auf die Tätigkeit der Organisation reagiert der türkische Staat mit starker Repression.
Frauenhaus Kardelen
Das Frauenhaus Kardelen, benannt nach einer kurdischen Frühlingsblume, die die Hoffnung symbolisiert, ist ein Projekt der Gemeinde in Bağlar. Es wurde am 7. Dezember 2004 eröffnet. Das Projekt zielt auf Beratung, Aufklärung und Qualifikation von Frauen. Schon in den ersten 6 Monaten erhielten 173 Frauen Alphabetisierungskurse, 40 Frauen Computerkurse und 45 Frauen weitere Qualifikationen. Kardelen steht für Solidarität, Bildung und Zukunft von Frauen für Frauen.