Schulprojekttage ‚Soziale Gerechtigkeit‘ gestartet
Die Rosa-Luxemburg-Initiative hat in 2022 die Durchführung von Projekttagen zum Thema „Soziale Gerechtigkeit“ für Berufsschüler:innen und Schüler:innen von Gesamstschulen höherer Klassenstufen vorbereitet. Diese Projekttage finden im Rahmen eines Modellversuchs zur Durchführung von Projekten zur politischen Bildung an Schulen statt. Das Konzept für den Projekttag ist eng angelehnt an ein bundesweites Modellprojekt der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) und wird in Bremen von Alban Berisha in enger Abstimmung mit Norbert Schepers verantwortet und zusammen mit Sefanit Embaye durchgeführt.
Am 21.12.2022 starteten wir an der Inge-Katz-Berufsschule in der Bremer Neustadt erfolgreich den ersten Projekttag, erlebten einen tollen und lehrreichen Tag und werden das Angebot in 2023 fortsetzen. Interessierte melden sich bitte im Bremer Büro der RLS bei Norbert Schepers.
Insgesamt nahmen 14 Schüler:innen einer Berufsschulklasse mit dem Abschlussziel Sozialpädagogik und Hauswirtschaft im Alter von 16 bis 18 Jahren an dem Workshop teil. Im Vordergrund stand die Vermittlung von sozialer Gerechtigkeit. Scheinbar individuell begriffene Problem- und prekäre Lebenslagen sollten als strukturelle Probleme des Kapitalismus und der damit verbundenen Herrschaftsstruktur verstanden und als geteilte Erfahrungen und Problemlagen greifbar gemacht werden. Dass der Kapitalismus ein strukturell ungerechtes System ist, in dem der Zugang zu Ressourcen und Teilhabe nach sozio-ökonomischen Merkmalen strukturiert ist, sollte mit einem breiten Pool an interaktiven und selbstreflektierenden Methoden vermittelt werden. Es wurde bei den lebensweltlichen Erfahrungen der Schüler:innen angesetzt, um einen besseren und nachhaltigen Zugang zum Thema soziale Gerechtigkeit zu erlangen. Schon mit der ersten Methode konnte wir dieses Lernziel den Schüler:innen etwas näher bringen. Durch das Hineinversetzen in eine soziale Rolle, beispielsweise „migrantisch, Arbeiter:in und homosexuell“, konnten die Schüler:innen erkennen, dass bestimmte sozio-ökonomische Merkmale die Zugänge zu gesellschaftlichen Ressourcen und Teilhabe einschränken. Hierbei wurde auch auf das Prinzip der Intersektionalität eingegangen. In der folgenden Methode wurde diese Perspektive verstärkt wahrgenommen. Es wurde den Schüler:innen vermittelt, dass es Lohnarbeit gibt, die trotz ihrer gesellschaftlicher Wichtigkeit monetär und auch gesellschaftlich abgewertet wird. Mithilfe der Methode „Wer hat, dem wird gegeben“ konnte im Anschluss gemeinsam mit den Schüler:innen herausgearbeitet werden, dass sie als Arbeiter:innen/Erwerbslose nicht gerecht am gesellschaftlichen Wohlstand partizipieren können, da wir in einer kapitalistischen Gesellschaft leben, in der der Wohlstand denjenigen zuteil kommt, die Unternehmen besitzen bzw. erben. Mit einem kurzen Input, wie der Kapitalismus funktioniert und strukturiert ist, konnte dieses für viele neu erworbene Wissen nochmal gestärkt werden.
In der folgenden Methode „Geht’s gerechter?“ konnten die Schüler:innen in einem Gedankenexperiment über die gerechte Verteilung einer Geldsumme auf Menschen unterschiedlicher Positionierungen und in verschiedenen Tätigkeiten entscheiden. Dadurch wurde ihnen bewusster, was eine gerechtere Gesellschaft ausmachen könnte und dass wir nicht in einer ungerechten Gesellschaft leben müssten. Es kam zu einer vermeintlich gerechteren Verteilung von Einkommen nach gesellschaftlicher Wichtigkeit und Bedürfnissen, die nicht dem gängigen kapitalistischen Leistungsgedanken entsprechen. So ordneten die Schüler:innen insbesondere systemrelevanten Berufsgruppen in diesem fiktiven Gedankenexperiment eine deutlich größere Bedeutsamkeit zu, als es gegenwärtig der Fall ist. Der Blick für soziale Gerechtigkeit konnte geschärft werden, gesellschaftlich bestehende Stereotype konnten somit reflektiert werden.
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