20 Jahre Rosa-Luxemburg-Initiative
Ende Juni 2019 konnten wir als Rosa-Luxemburg-Initiative auf unser 20jähriges Vereinsjubiläum zurück blicken. Im Herbst 1999 legten wir unser erstes Halbjahresprogramm mit etwa 30 Veranstaltungen vor. Aus diesem Anlass planten wir für den Herbst 2019 eine kleine Veranstaltungsreihe zu Perspektiven linker, emanzipatorischer politischer Bildung. Leider kam es etwas anders, das vergangene Jahr war für die Arbeit der Rosa-Luxemburg-Initiative von einem Brand im Nachbarbüro am vorherigen Standort am Breitenweg 25 überschattet, der das Bremer Stiftungsbüro unbenutzbar machte. Zwar konnte im August das neue Büro Am Wall 149/150 bezogen werden, aber leider stellte sich erst beim Einzug heraus, dass fast alle möglichen Versorgungs- und Kommunikationsleitungen erstmal nicht zur Verfügung standen. Da wir auch weiterhin über keine Internetanbindung (und damit über keine EDV-Infrastruktur im Büro) verfügen, findet die Arbeit der Bremer Landesstiftung der RLS weiterhin unter provisorischen Bedingungen statt.
Wir bitten unsere Kooperationspartnerinnen* und alle an unserer Arbeit Interessierten* herzlich um Verständnis, da es auch weiterhin zu gelegentlichen Verzögerungen kommen kann!
Von unserer 20-Jahre-Jubiläumsreihe fand dann immerhin noch die mit einigem Erfolg im November 2019 aufgeführte Dramatisierung von Didier Eribons bekanntem Buch „Rückkehr nach Reims“ durch Michael Rettig in der Schwankhalle in der Bremer Neustadt statt. Folgend ein kleines Schlaglicht darauf…
„Rückkehr nach Reims“ – nach dem Roman von Didier Eribon
Anlässlich der Aufführung von Michael Rettigs Tanztheaterstück „Rosa Luxemburg“ im Winter 2016/17 ergab sich eine engere Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative (Rosa-Luxemburg-Stiftung Bremen). Diese Zusammenarbeit setzte sich 2018 fort mit „Karl Marx: …die Verhältnisse zum Tanzen zwingen“ und führte 2019 zur Zusammenarbeit bei „Rückkehr nach Reims“, das als polyphoner Dialog zwischen einem Schauspieler und vier Musikern inszeniert wurde.
Zur Erinnerung kurz zum Inhalt des Buches: Zwanzig Jahre hat er seine Familie nicht gesehen, als der französische Soziologe Didier Eribon anlässlich des Todes seines Vaters zum ersten Mal wieder nach Reims reist. Das ist der Ausgangspunkt einer schonungslosen autobiographischen Recherche: Über sexuelle und soziale Scham, über das Arbeitermilieu, aus dem er kommt, und vor dem er als junger Homosexueller flieht. Über das akademische Umfeld, an das er sich in Sprache und Gestus anpasst und vor dem er seine soziale Herkunft versteckt. Über die eigene Familie, die früher mit Stolz links, jetzt aber resigniert Front National wählt. Eine Recherche, die nach den Ursachen des Aufstiegs des Rechtspopulismus fragt und dabei nicht mit Kritik an einer Linken spart, die sich von großen Teilen der Arbeiterschaft habituell wie politisch entfremdet habe.
Michael Rettig hat in seiner Inszenierung versucht deutlich zu machen, dass man das Phänomen Rechtsradikalismus zwar nicht auf soziale Fragen reduzieren kann: Homophobie, Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Nationalismus haben vielfältige Gründe. Dennoch seien die sozialen Problemlagen eine der entscheidenden Ursachen. Und hier müsse sich dann die gesamte Linke die Frage stellen, was sie falsch gemacht habe: Ignoranz, Belehrung, hohes Ross? Desinteresse. Klasse, Gewerkschaften, Klassenkampf – irgendetwas für einen Trachtenclub oder für alte weiße Männer? Gibt es nicht so etwas wie heimliche bis offene Verachtung: Zu uncool, zu doof, zu proll?
Von der Kritik, wie von den Zuschauenden am meisten beachtet, war folgende Provokation im Rahmen des Stücks: Bildstörung – Solidarität oder rohe Bürgerlichkeit…
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