Nationalsozialismus - Archiv


Stadtrundgang zur Geschichte des 9.11.1938 in Bremen

8. November 2012 / 15 Uhr / Bremer Touristikzentrale / Liebfrauenkirchhof/Ecke Obernstraße. / Dauer: ca 1,5 Stunden

Ein Stadtrundgang mit Joachim Bellgart zu Leben und Verfolgung der Bremer Jüdinnen und Juden.

Bei diesem Stadtrundgang geht es um den 9.11.1938 in Bremen, um seine Vor- und Nachgeschichte. Gezeigt wird die Geschichte von Jüdinnen und Juden in Bremen und ihre Spuren, die sie in dieser Stadt hinterließen. Wir werden Orte ihrer Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus aufsuchen, die mit dem 9.11. nur ihren vorläufigen Höhepunkt nahm. Zu guter Letzt werden wir uns auch mit den Hinterlassenschaften der Täter_innen beschäftigen.

Joachim Bellgart führt in Bremen thematische Stadterkundungen durch. Mehr Infos unter: www.bellgart-stadtführungen.de

Die Stadtführung wird organisiert in Kooperation mit der associazione delle talpe Bremen.

Verwiesen sei hier noch einmal auf die Broschüre `Ich hätte nicht geglaubt wozu die Deutschen fähig sind. Das Novemberpogrom 1938 in Bremen´ vom Ausstellungskollektiv, entstanden im Zuge einer Veranstaltungsreihe 2008 zum 70. Jahrestag der Reichspogogromnacht.

AUSWÄRTS EINGESETZT –Bremer Polizeibataillone im Vernichtungskrieg

14. Juni 2012, 19 Uhr, Ostkurvensaal im Weserstadion, Franz-Böhmert-Str. 7, 28205 Bremen

mit Prof. Karl Schneider (Syke)

Jahrzehntelang blieb die Geschichte der Bremer Polizeibataillone 105 und 303 im Dunkeln. 500 Mann im Alter von 30-40 Jahren, Kaufleute, Handwerker, Angestellte zogen Ende Juni 1941 bis vor das belagerte Leningrad. Bremer Polizisten exekutierten „aufgegriffene angebliche Heckenschützen“. Wälder, Dörfer, Häuser wurden nach flüchtigen Rotarmisten durchkämmt, Kommunisten und Juden unter den Kriegsgefangenen selektiert. Ab Januar 1942 wurde das Polizeibataillon 105 in den besetzten Niederlanden eingesetzt. Von 15. Juli 1942 an fuhren jeden Donnerstagmorgen zwei Sonderzüge mit 90.000 holländischen Juden vom Sammellager Westerbork nach Auschwitz. Spätestens bei der Übergabe der Namenslisten an der Rampe in Auschwitz wussten sie, was mit den eingefangenen Juden geschah. Ende Mai 1945 wurden die Angehörigen des Bremer Polizeibataillons 105 für sechs Monate in Esens interniert, bevor sie von den Amerikanern für die Verwendung im Polizeidienst freigestellt wurden. 188 von ihnen erschienen zur Wiedereinstellung. Der vormalige Spieß wurde verantwortlicher Mann im Innendienst.

26.000 Männer zwischen 18 und 30 wurden im Herbst 1939 in der Polizeikaserne Holdheim und in der Lettow-Vorbeck-Kaserne militärisch ausgebildet. Das Bremer Polizeibataillon 303 war beteiligt an dem zweieinhalb Tage währenden Massenmord an 33.771 Kiewer Juden in der Schlucht von Babij Jar am 28./29. September 1941. Die 1. Kompanie durchsuchte Wohnungen, zum trieb Juden zusammen; sperrte Straßen ab und zur begleitete die Opfer bis zum Hinrichtungsort. Die wenigen Flüchtenden wurden gejagt und eingefangen, die noch nicht ermordeten Juden am folgenden Tag zur Erschießung in die Schlucht von Babi Jar zurückgebracht. Im Oktober 1941 wurde das Polizeibataillon 303 zu weiteren „Säuberungsaktionen“ abkommandiert, im Raum Minsk wurden sie bei heftigen Gefechten mit Partisanenverbänden stark aufgerieben und 1944 an die Adria verlegt. 14 Jahre lang wurden die Unterlagen durch elf Staatsanwaltschaften gereicht, bis auch das letzte Verfahren 1978 „aus Gründen der Gleichbehandlung“ eingestellt wurde, da der Beschuldigte „letzter Befehlsempfänger“ gewesen sei.

Der Referent Prof. Karl Schneider war jahrzehntelang im Bremer Polizeidienst, unterrichtete lange Jahre an der Verwaltungshochschule und hat sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der Bremer Polizei von 1918 bis in die jüngste Zeit zu erforschen. Die Ergebnisse seiner akribischen Forschungsarbeit präsentierte er im vergangenen Jahr zur Eröffnung der Polizeiausstellung im Wallsaal, im Herbst folgte sein über 800 Seiten starkes Buch über die Bremer Polizeibataillone und den Holocaust unter dem Titel „Auswärts eingesetzt“ (Essen2011).

In Kooperation mit Infamous Youth und VVN-BdA Bremen

Engagement für eine gerechte Welt und für die Würde der Opfer der NS-Militärjustiz

Tagung aus Anlass des 90. Geburtstags von Ludwig Baumann, Vorsitzender der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V.

13.-14. Dezember 2011 in Bremen

Anmeldung erforderlich. Es fällt ein Tagungsbeitrag an. Alles weitere im Programm-PDF hier.

Veranstalter: Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V., c/o Günter Knebel, Ludwigsburger Straße 22, D-28215 Bremen, Anmeldung per Post an vorstehende Anschrift oder per E-Mail an: Knebel-Bremen@t-online.de

Ort: Lidice-Haus, Jugendbildungsstätte Bremen, Am Krähenberg 33 A; 28201 Bremen (Tel.: 0421-692720)
Die Veranstaltung wird von der Rosa Luxemburg Stiftung im Rahmen ihrer Projektförderung mit einem Betrag, den die Rosa Luxemburg Initiative Bremen zur Verfügung gestellt hat, finanziell unterstützt.

Volksgemeinschaft, Täterschaft, Antisemitismus. Beiträge zur psychoanalytischen Sozialpsychologie des Nationalsozialismus und seiner Nachwirkungen

Buchvorstellung und Diskussion mit Isabelle Hannemann, Prof. Rolf Pohl und Sebastian Winter

Mittwoch, 11. Januar 2012, 20 Uhr, Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Was machte die Idee der Volksgemeinschaft und den Antisemitismus für die Menschen im Nationalsozialismus so attraktiv? Wie wurden sie zu Tätern und Täterinnen? Wie wirken sich NS-Gefühlserbschaften noch in den nachfolgenden Generationen aus? Der Nationalsozialismus und seine gesellschaftlichen Nachwirkungen sind ohne eine sozialpsychologische Perspektive nicht zu verstehen. Dies erfordert die Berücksichtigung der subjektiven Dimension der Nachkriegsgesellschaft sowie der Brüche und Kontinuitäten nach 1945.
Der Band versammelt Aufsätze, die sich aus einer psychoanalytisch-sozialpsychologischen und geschlechtertheoretischen Perspektive sowohl mit den psychodynamischen Mechanismen der nationalsozialistischen Weltanschauung und Gewalt als auch mit den Versuchen ihrer psychischen Verarbeitung in der Nachkriegszeit auseinandersetzen.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Link zu mehr Informationen zum Buch.

Die sogenannte Reichskristallnacht in Bremen (Stadtrundgang)

9.11.2011, Treffpunkt: Ecke Obernstraße/Sögestraße, Uhrzeit: 15.00 Uhr (Dauer: ca. 2 Stunden)

Mit Achim Bellgart

Wie überall in Deutschland wurden auch in Bremen am 9. und 10. November 1938 in Bremen die Synagogen angezündet, Juden und Jüdinnen aus ihren Wohnungen geprügelt, einige von ihnen ermordet und viele in KZs verschleppt. Die Vorgeschichte: Jahrhunderte antisemitischer Politik in Bremen, danach die weitgehende Zerstörung jüdischen Lebens in Bremen durch Flucht oder Ermordung. An den Orten dieser Verfolgungsgeschichte sind teilweise noch konkrete Spuren sichtbar. Ihnen folgen wir auf unserem Rundgang.

Eine Bildungsveranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen.

„Ohne Erinnerung keine Zukunft“

Eine historische Annäherung an die Bedeutung der französisch- spanischen Grenze Kataloniens in den 30er und 40er Jahren

Samstag: 13.8. 2011, 10 bis 18:30 Uhr & Sonntag: 14. 8.2011, 10 bis 16 Uhr

Sielwallhaus Bremen e.V., Sielwall 38, 28203 Bremen

Anmeldungen bitte direkt an: net.zu.inge(ädd)web.de

mit Frauke Büttner, Politologin und Lars Lohse, Bewegungsaktivist

Wochenendseminar mit zwei ReferentInnen zu Aspekten des Spanischen Bürgerkriegs und dem Kampf gegen Franco, der Situation im von Deutschen besetzten Frankreich und Flucht vor dem Vichy-Regime und zu der derzeitigen Debatte um Erinnerungspolitik in Spanien

Die Querung der französisch- spanischen Grenze Kataloniens bedeutete
in den 30er, 40er und auch noch späteren Jahren für tausende von Menschen viel oder sogar alles. Tausende passierten den Tunnel bei Cerbere um sich am Kampf gegen Francos Truppen zu beteiligen in der Hoffnung, den Faschismus in Spanien zu besiegen, Hunderttausende nahmen den Weg als geschlagene Armee zurück; Zehntausende überquerten die Pyrenäen auf der Flucht vor dem deutschen Faschismus und dem Vichy-Regime; wieder andere nutzten die Grenze, um den Kampf gegen Franco weiterzuführen. Viele Orte der Revolution und des Bürgerkriegs liegen in der Nähe dieser Grenze.
Im heutigen Spanien findet zwischen ein Ringen um die Erinnerung an die historischen Ereignisse statt: eine Aufarbeitung der Franco-Zeit und des Bürgerkrieges hat begonnen. Es sind nicht zuletzt diese diskursiven Kämpfe, die eine Auseinandersetzung mit historischen Fakten relevant werden lassen, um sie interpretieren und in ihnen Position beziehen zu können.

An diesem Wochenende soll 14 Interessierten die Möglichkeit gegeben werden, sich gemeinsam mit anderen die Geschichte dieser Grenze anzueignen. Gearbeitet wird mit kreativen Methoden aus dem Bereich der politischen Bildung. Dabei werden historische Dokumente, Referate und aktuelle mediale Berichterstattung einbezogen. Auch bezüglich der deutschen Geschichte werden Zugänge zu Praxen und Theorien der Erinnerung erarbeitet werden. Darüber hinaus werden wir Anregungen geben, welche Fragen und Hintergründe in der aktuellen Debatte um den Stellenwert der Erinnerung in Spanien von Bedeutung sind.

«Die Todesmärsche 1944/45» Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords (Lesung)

Lesung mit dem Autor Daniel Blatman, Israel

27. Oktober 2011 | 20 Uhr | Villa Ichon | Goetheplatz 4 | 28203 Bremen

m Winter 1944/45 lässt die SS alle Konzentrationslager evakuieren, die alliierten Truppen in die Hände zu fallen drohen. Schwache und kranke Insassen werden zurückgelassen oder getötet, alle anderen zu Fuß oder per Eisenbahn in Lager auf dem Reichsgebiet gebracht. Wer unterwegs zusammenbricht oder zu fliehen versucht, wird auf der Stelle ermordet; viele erfrieren oder verhungern. Von den über 700000 Häftlingen, die Anfang Januar 1945 registriert sind, kommen bei den Todesmärschen mindestens 250000 ums Leben.

Daniel Blatman stellt dieses letzte Kapitel der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum ersten Mal umfassend dar. Anders als zuvor spielten sich die Ereignisse nicht mehr im fernen Osteuropa ab, sondern auf deutschen Straßen und Feldern. Und die Mörder stammten nicht mehr nur aus den Reihen der SS, Polizei und Wehrmacht. Brutalisiert durch den Krieg und die NS-Propaganda, beteiligten sich nunmehr auch Zivilisten an Massakern und der erbarmungslosen Hatz auf flüchtende «Volksfeinde». So ist dieses Standardwerk auch ein erschreckendes Porträt der deutschen Gesellschaft am Ende des Zweiten Weltkriegs.

Daniel Blatman: Die Todesmärsche 1944/45. Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords
Rowohlt, 2011 (Hardcover, 864 S., 34,95 €, ISBN 978-3-498-02127-6)

«Ein großes Werk. In Daniel Blatman hat das blutige Ende des kollabierenden NS-Regimes einen ebenso genauen wie sensiblen Chronisten gefunden.» DIE ZEIT

«Ein meisterhaftes Werk von bleibendem Wert.» RICHARD J. EVANS

«Daniel Blatmans Studie setzt Maßstäbe.» FRANKFURTER RUNDSCHAU

Daniel Blatman, geboren 1953 in Israel, ist Direktor des Avraham Harman Institute of Contemporary Jewry der Hebrew University of Jerusalem. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der polnischen Juden und der Shoah vorgelegt. Für sein Buch über die Todesmärsche hat er zehn Jahre geforscht.

Hintergrundseite der RLS zur Rundreise.

Veranstalter: RLI Bremen in Kooperation mit dem Rowohlt-Verlag und der Rosa Luxemburg Stiftung.

Brigadistas. Ein Dokumentarfilm zum Spanischen Bürgerkrieg

Mittwoch 8. Juni 2011, 18.45 im Cinema Ostertor, Ostertorsteinweg 105, 28203 Bremen

Der Regisseur ist anwesend.

70 Jahre nach Beginn des Spanischen Bürgerkriegs kehren die letzten noch lebenden internationalen Freiwilligen, die für Freiheit und Demokratie und gegen den Faschismus und General Franco gekämpft haben, nach Spanien zurück.
Die Brigadistas, 36 Frauen und Männer – die Jüngste 86, der Älteste 99 Jahre alt -, begeben sich auf eine Reise, die sie von Madrid über Zaragossa nach Barcelona quer durch Spanien führt. Einem Land, in dem sie auch nach so langer Zeit noch begeistert gefeiert werden.
Diese Reise ist für viele von ihnen die letzte und die Brigadistas wissen das. Sie berichten über das Erlebte und wollen ihre Ideen und Ideale weitergeben. „Brigadistas“ ist ein intensives und einfühlsames Portrait dieser Menschen. Der Film zeichnet ein Bild, in dem Begeisterung aber auch Nachdenklichkeit ihren Platz haben.
Ein Dokumentarfilm von Daniel Burkholz, 46 Minuten, D 2007, OmU
Mehr Informationen zum Film auf der Seite des Verleihs und hier eine Besprechung aus 2007.

Führung durch die neue Gedenkstätte im Bunker Valentin

Sonntag 29. Mai 2011 / 14 Uhr / Bunker Valentin, Bremen-Farge

Der Bunker Valentin ist die Ruine einer nie fertiggestellten U-Boot-Werft der deutschen Kriegsmarine in Bremen-Farge. In den Jahren 1943 bis 1945 mussten Gefangene aus verschiedenen umliegenden Lagern unter Zwang auf der Baustelle dieses Rüstungsprojekts der Nazis arbeiten. Mehr als 1100 Menschen starben infolge von Unterernährung, Krankheiten und willkürlichen Tötungen.
Seit den 1960er Jahren wurde der Bunker Valentin von der Bundeswehr als Materialdepot genutzt. Das Betreten des Bunkergeländes war nur in begrenzten Rahmen für Gruppenführungen in Absprache mit der Bundeswehr und unter Vorlage des Personalausweises möglich. Die Bundeswehr hat den Standort zum 1.1.2011 aufgegeben. Derzeit wird an der Einrichtung einer Gedenkstätte auf dem Gelände gearbeitet, die am 8. Mai eröffnet wird
Nähere Informationen nach Anmeldung unter: valentin@keinen-meter.org.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Täter_innen, Mitläufer_innen, Zuschauer_innen, Opfer in der Familie? (SEMINAR)

28. Mai 2011 / 15 Uhr / Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

»Alle, die nach Auschwitz in westlichen Ländern leben, haben Auschwitz in ihrer Geschichte.« Ruth Klüger
Der Nationalsozialismus ist auch über 65 Jahre nach seiner militärischen Niederlage alles andere als »lange her«. Auch existieren in der postnazistischen Bundesrepublik personelle und ideologische Kontinuitäten weiter. Noch heute haben viele Menschen sehr direkte biografische Verbindungen zur Generation der Täter_innen wie auch der Verfolgten und Ermordeten. Die verschiedenen familiären Tradierungsmuster und Umgangsweisen in den Familien haben ihre vielfältigen Effekte auch auf heutige Generationen. Die Tradition des Verschweigens von NS-Taten und damit verbundene Emotionen prägen zahlreiche Familien von Täter_innen, aber auch von
Opfern des Nationalsozialismus. Die Überwindung des Schweigens über die Zeit des NS ist häufig ein schwieriges Unterfangen, das nicht wenige maßgeblich (bewusst oder affektiv) beeinträchtigt. In der dritten und mittlerweile vierten Generation verändern sich die Voraussetzungen für das Sprechen über den NS. Doch noch immer wissen die wenigsten Konkretes über die Rolle eigener Verwandter. Wir wollen einige Anregungen zur eigenen Recherche und zur Thematisierung von Schuld und Verdrängung in Familien und darüber hinaus geben.

Anmeldung erwünscht (aber nicht Bedingung) per Mail unter: huettner(ädd)rosa-luxemburg.com.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

»Der Holocaust und die Linke«. Welche Relevanz hat die Auseinandersetzung mit dem Holocaust für antifaschistische und emanzipatorische Politik?

Freitag 6. Mai 2011 / 20 Uhr / Paradox, Bernhardstr. 12, 28203 Bremen

»Angesichts der Tatsache, dass uns die letzten überlebenden Opfer des Nationalsozialismus verlassen, ist es umso dringlicher deren Erinnerungen, Erlebnisse und Erfahrungen zu bewahren und weiter zu erzählen. Eine Aufgabe, die Empathie und Beharrlichkeit erfordert, die sich verbalradikaler Phrasendrescherei ebenso verschließen muss, wie geschichtsblindem Aktionismus. Diese Aufgabe mag mühselig sein und alles andere als revolutionär. Für eine Linke, die ihren Antifaschismus nicht nur als Attitüde begreift, ist sie jedoch unverzichtbar.« (Antifaschistisches Infoblatt, Sonderheft Erinnerungskultur in Deutschland, April 2005)

Wir sind die Guten?
Der gesellschaftliche Umgang mit dem Nationalsozialismus
hat sich in den letzten 20 Jahren stark gewandelt. Mittlerweile wird ihm ein herausragender Stellenwert in der hegemonialen Gedenk- und Erinnerungskultur der BRD zugedacht. Die verschiedenen Facetten der Jahrzehnte des Schweigens und Verdrängens bis hin zur offensiven Thematisierung hätten bis heute Interventionen einer kritischen Linken erfordert. Doch linke Bewegungen konnten sich in allen Nachkriegsjahr-zehnten nicht durch einen ruhmreichen Umgang mit dem Nationalsozialismus hervorheben. Stattdessen wurde das Bestehen auf eine Auseinandersetzung mit der Besonderheit des Nationalsozialismus und des Holocaust häufig als eine Anklage verstanden. Aktuelle linke und antifaschistische Aktivitäten lassen eine explizite Thematisierung des NS oft vermissen, erinnerungs- und geschichtspolitische Initiativen sind kaum wahrnehmbar. Das gefühlte Ausbleiben einer öffentlichen Auseinandersetzung lässt vermuten, dass die im sogenannten »Historikerstreit« in den 1980er Jahren geforderte »Historisierung des Nationalsozialismus« (Martin Broszat) in der Linken längst Realität geworden ist und dem Thema kein expliziter Raum zugedacht wird. Wir wollen mit dieser Veranstaltungsreihe die Fragen aufwerfen, warum das so ist und ob es so bleiben soll. Ist es überhaupt notwendig, sich explizit mit Nationalsozialismus und Holocaust zu beschäftigen? Wofür und wie? Ist es für aktuelle Gesellschaftskritik und eine Begründung von radikaler Opposition notwendig oder überhaupt möglich, »aus der Vergangenheit zu lernen«? Gibt es eine Besonderheit des Holocaust und wie hängt das mit dem modernen Antisemitismus zusammen?

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Mirjam Ohringer, Widerstandskämpferin aus Amsterdam

Donnerstag 24. März 2011 / 19 Uhr / Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen
mit Mirjam Ohringer (Amsterdam)
»Alle Menschen haben denselben Wert. Was Sie als Erwachsene dann wert sind, hängt davon ab, was sie selbst daraus machen. Diese Erkenntnis der Gleichheit ist meiner Meinung nach die Grundlage für eine gute Gesellschaft, für ein gutes Zusammenleben. Das gilt für alle Menschen und alle Gesellschaften, denn heute gibt es zwar weder in Holland noch in Deutschland Krieg, aber wir mischen uns überall auf der Welt in Kriege ein, und zwar im Rahmen von sogenannten Friedensmissionen. Aber genau das bringt uns einer besseren Gesellschaft, einer gerechteren Welt für alle Menschen nicht näher.«

Mirjam Ohringer ist 86 Jahre alt und wuchs als Kind jüdischer Immigrant/innen in Amsterdam auf. Von ihren Eltern im Geiste in einem Mix aus jüdischer Philosophie und marxistischer -Arbeiter/innen—bewegung erzogen, ist sie schon 1933, im Alter von neun Jahren, an der Unterstützung jüdischer Flüchtlinge und Widerstandskämpfer/innen beteiligt. Als die Deutschen die Niederlande 1940 besetzen, ist sie 16 und in einer Gruppe des antifaschistischen Widerstandes aktiv: sie sammelt Geld, vervielfältigt Zeitungen, verteilt Flugblätter, übernimmt Kurierdienste… Sie muss miterleben, wie viele Freund/innen und Verwandte verschleppt und ermordet werden. Bis heute ist Mirjam Ohringer politisch aktiv: »Das ist einfach eine Aufgabe, denn Überleben verpflichtet! Wir kämpfen bis heute gegen die Auffassung der Nazis, dass Menschen nicht alle gleich wert seien. Das akzeptieren wir nicht, das haben wir nie akzeptiert und das werden wir auch nie akzeptieren.«

Wir freuen uns sehr, dass Mirjam Ohringer im Vorfeld des
1. Mai nach Bremen kommt.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Return of the tüdelband (Kino in Bewegung)

Sonntag 17. April 2011 | 15.00h | Cinema Ostertor, Ostertorsteinweg 105, 28203 Bremen.

Return of the tüdelband, Regisseur: Jens Huckeriede (2003), 82 min.
In den Zwanziger Jahren kannte sie jeder, zumindest in Hamburg: die Gebrüder Wolf. Sie traten in den Theatern rund um die Reeperbahn auf.
Ihre Songs waren frech und ihre Kostümwechsel waren rasant. Ihre Lieder, wie das des Jungen mit dem Tüdelband, wurden zu populären Schlagern. Ab 1933 wurden die Gebrüder Wolf als Juden verfolgt: Sie flohen, überlebten in Deutschland oder starben im KZ. Dan Wolf lebt in San Francisco und macht Hip-Hop. Zusammen mit dem Hamburger Dokumentarfilmer Jens Huckeriede kehrte der Hip-Hop-Musiker Wolf an die Lebens- und Wirkstätten seiner Vorfahren zurück. So ist ‚RETURN OF THE TÜDELBAND‘ gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit und eine Brücke in die Gegenwart.

Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Jens Huckelriede.

In Kooperation mit „Kino in Bewegung“. Der Film ist Teil von `Kino in Bewegung. Eine Filmreihe gegen Rechts! (Die Film-Reihe läuft vom 03.April bis zum 08.Mai 2011).

Pressemitteilung zu Der Junge mit dem Tüdelband als PDF

Einführung in Faschismustheorien

Wochenendseminar am 16.-17. April 2011, Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Moritz Zeiler

Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Antifaschistische Kritik und Praxis ist immer wieder mit der Verherrlichung, Verklärung oder Verharmlosung des historischen Faschismus und Nationalsozialismus konfrontiert. Kenntnisse über den Nationalsozialismus und seine historische Interpretation durch linke Faschismustheorien sind daher aus verschiedenen Gründen von Nutzen: sowohl um antifaschistische Positionen im Kampf um Erinnerung und Deutung der deutschen Geschichte zu formulieren als auch um postnazistische Traditionen zu kritisieren. Mit dem Wochenendseminar möchte eine Einführung in die historischen Theorien über Faschismus und Nationalsozialismus gegeben werden. So werden verschiedene linke zeitgenössische Faschismustheorien vorgestellt anhand von Textpassagen gemeinsam diskutiert. Dabei werden die zentralen Thesen präsentiert und die Potentiale und Defizite der jeweiligen Theorien besprochen. Thema werden vor allem die Arbeiten von Otto Bauer, Georgi Dimitroff, Ernst Fraenkel und Theoretikern des exilierten Instituts für Sozialforschung wie Friedrich Pollock und Franz Neumann sein.

Moritz Zeiler ist Historiker und Politikwissenschaftler sowie Mitglied im Vorstand der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen.

Das Wochenendseminar wird organisiert von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Initiative Bremen. Vorbereitende Lektüre ist nicht notwendig. Anmeldung bitte unter talpe(ett)gmx.net

Zur Reihe INTROS – Die Einführungen setzen keine Vorkenntnisse voraus. Gewünscht ist eine respektvolle und offene Diskussionskultur, bei der sich niemand für Fragen zu genieren braucht oder sich wegen detaillierter Expert_innendebatten langweilen muss. Mit den Einführungen möchten wir zu Diskussionen über Geschichte, Theorie und Praxis der (radikalen) Linken anregen. Dabei geht es uns um die gemeinsame Aneignung und Weiterentwicklung kritischen Wissens. Denn die Waffen der Kritik gilt es für künftige Auseinandersetzungen scharf zu halten …

Wozu Gedenkstätten?

Dienstag, 01.03.2011, 19 Uhr, Infoladen, St. Pauli Straße 10-12, Bremen
Vortrag mit Diskussion
mit Rosa Fava
Gedenkstätten für die Verfolgten und Ermordeten des Nationalsozialismus wurden von Überlebenden der NS-Verbrechen, ihren Angehörigen und von Antifaschist_innen unterschiedlicher Ausrichtung eingerichtet und oft über Jahrzehnte erkämpft. Diese Orte erfüllten verschiedene Funktionen als symbolische Friedhöfe, als ‚Beweisstätte‘, als Mahnmal, als Ort der Begegnung und der privaten wie politischen Auseinandersetzung.
Seit der Wiedervereinigung, seit der deutschen Beteiligung am Krieg gegen Jugoslawien 1999 und der Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas (eröffnet 2005) stellen Gedenkstätten und mit ihnen verbundene Lern- oder DenkOrte jedoch auch Symbole der wiedergutgemachten deutschen Nation dar, die aus ihren Verbrechen gelernt habe und diese unter dem Diktum der ‚Aufarbeitung‘ gerne ausführlich dokumentiert. In den erinnerungskulturellen und gedenkpolitischen Praktiken wird die nationalsozialistische Vergangenheit als abgeschlossen und bewältigt dargestellt, an die man sich lediglich immer wieder ‚erinnern‘ müsse. ‚Entschädigungs’zahlungen an die Opfer und die Verfolgung der Täter_innen blieben und bleiben weit hinter erinnerungskulturellen und gedenkpolitischen Praktiken zurück – Geld wird in Museen gesteckt, statt an Menschen ausgezahlt zu werden: „Aus Beweismitteln wurden Exponate“ (Günther Jacob). So kann Auschwitz zu einem konstituierenden Teil eines geläuterten Nationalismus gewendet werden.
In der KZ-Gedenkstätte Neuengamme kam es 2008/2009 zu größeren Konflikten, als ein Student der Bundeswehruniversität und Soldat dort als Guide arbeiten wollte: Einige NS-Überlebende, Guides und antifaschistische Gruppen protestierten dagegen. In der breiteren Öffentlichkeit stieß es hingegen auf Unverständnis, dass Soldat_innen nicht von allen als Berufsgruppe wie jede andere gesehen werden. So wurde eine Versöhnung zwischen deutschem Militär und Einrichtungen, die an die deutsche Barbarei erinnern, nicht als Widerspruch wahrgenommen.

Auf der Veranstaltung wird es darum gehen, anhand des Falls Neuengamme auf die Entwicklungen und Widersprüche einer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus einzugehen, die, so der Wunsch, nicht in Gedenkfolklore münden sollte. 
Dabei sollen Möglichkeiten und Grenzen antifaschistischer Interventionen in Gedenkpolitiken zur Diskussion stehen sowie Perspektiven und Unmöglichkeiten ‚eigener‘ Konzepte ausgelotet werden.

Rosa Fava lebt in Hamburg und hat einige Jahre als Guide in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme gearbeitet.

In der Reihe „Antifaschistische Perspektiven der Erinnerung“ der Rosa Luxemburg Initiative – in Kooperation mit der Gruppe „la.ok“.

Heinrich Buchholz: „Na, Lütten?“ – Briefe aus dem Konzentrationslager und Zuchthaus 1933-1937 (Buchpremiere)

Montag, 7. Februar 2011, 19.30 Uhr, Buchhandlung Leuwer, Am Wall 171, 28195 Bremen

Begrüßung: Klaus Plückebaum
Einführung: Heinrich Hannover

Lore Buchholz, Heinrich Hannover und Helmut Donat stellen das Buch vor. Dr. Reinhard Goltz vom Institut für niederdeutsche Sprache spricht über das vom Autor verwendete Platt und dessen Funktion. Dazu werden Lieder aus dem Widerstand und der Arbeiterbewegung vorgetragen.

Heinrich Buchholz: „Na, Lütten?“ – Briefe aus dem Konzentrationslager und Zuchthaus 1933-1937
Herausgegeben von Lore Buchholz unter Mitwirkung von Helmut Donat
Mit einem Geleitwort von Heinrich Hannover – Ausgabe in Nieder- und Hochdeutsch
192 Seiten, 116 Abbildungen, Hardcover, 16.80 € – ISBN 978-3-938275-65-8

Heinrich Buchholz (1895-1953), für die KPD in Bremen-Walle im Widerstand gegen das NS-Regime, tritt uns in seinen Briefen aus dem KZ und Zuchthaus als ein dem Leben zugewandter und heiter-gelassener Mensch entgegen. Der anrührend, doch nie sentimental wirkende und in hoch- und niederdeutsch verfasste Briefwechsel ist getragen von der Liebe zu seiner Frau und seiner Tochter Lore – und zeigt, dass es auch das gab: NS-Gegner, denen es kraft ihres Glaubens an sich selbst und des Vertrauens in ihren unmittelbaren Nächsten gelungen ist, ihre Menschlichkeit zu bewahren und trotz aller Drangsalierungen in eine bessere Zeit hinüberzuretten. Was auf den ersten Blick einem kleinen Wunder gleicht, erschließt sich dem Leser, je mehr er sich auf die miteinander korrespondierenden Personen, ihre Sorgen und Nöte, aber auch auf ihre Freude an Mitteilungen, Zeichnungen und liebevollen Bemerkungen einlässt. Eine außergewöhnliche Dokumentation über Verfolgte des NS-Regimes, die ihre Kinder bewusst im Geist der Versöhnung und des Friedens erzogen haben. Zugleich eine zeitlose Mahnung daran, es nie wieder zuzulassen, dass Menschen aus politischen, religiösen oder rassischen Gründen ausgegrenzt werden.

Die Herausgeberin: Lore Buchholz, 1927 in Bremen geboren, besuchte die Lehrerinnenbildungsanstalt. 1950 schloss sie ihre Ausbildung zur Volkspflegerin ab. Von 1966 bis 1987 war sie als Sozialarbeiterin in der Familienhilfe in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen tätig und ging danach in den Ruhestand. Sie lebt heute in Bremen-Blumenthal.

Veranstaltet im Rahmen der „Bremer Buchpremiere“ von der Stadtbibliothek, dem Literaturkontor, dem Donat Verlag sowie in Kooperation mit der Bremer Rosa Luxemburg-Initiative e.V. und der Bremer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten e.V.

Buchholz Faltblatt als PDF

Stadtrundgang: Das November-Pogrom von 1938 in Bremen

Ein Stadtrundgang mit Joachim Bellgart zu Leben und Verfolgung der Bremer Jüd_innen

6. November 2010 / 14 Uhr / Treffpunkt: Bremer Touristikzentrale, Liebfrauenkirchhof/Ecke Obernstraße. Dauer: circa 1,5 Stunden

Bei diesem Stadtrundgang geht es um den 9.11.1938 in Bremen, um seine Vor- und Nachgeschichte. Gezeigt wird die Geschichte von Jüd_innen in Bremen und ihre Spuren, die sie in dieser Stadt hinterließen. Wir werden Orte ihrer Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus aufsuchen, die mit dem 9.11. nur ihren vorläufigen Höhepunkt nahm. Zu guter letzt werden wir uns auch mit den Hinterlassenschaften der Täter_innen beschäftigen.
Joachim Bellgart führt in Bremen thematische Stadterkundungen durch.
Siehe: www.bellgart-stadtführungen.de

Die Stadtführung wird organisiert in Kooperation mit der associazione delle talpe Bremen.

Einführung in Theorien über Faschismus und Nationalsozialismus (Wochenendseminar)

Sa. 21. – So. 22. August 2010, Infoladen Bremen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Reihe „Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“ von RLI und associazione delle talpe

mit Volker Weiss (Hamburg)

Von der bürgerlichen Zivilgesellschaft bis zur radikalen Linken werden rassistische und reaktionäre Initiativen und Parteien häufig undifferenziert als faschistisch etikettiert. Eine solche Skandalisierung mag bisweilen für Mobilisierungserfolge sorgen – für eine das jeweilige Ziel treffende Analyse und Kritik allerdings nicht, da sie Unterschiede zwischen rechtspopulistischen Gruppierungen und explizit neofaschistischen Parteien wie der NPD verkennt. Für eine antifaschistische Linke ist es darum notwendig, einen kritischen Begriff von Faschismus, Nationalsozialismus und Konservativismus zu entwickeln. In dem Seminar möchten wir daher gern folgende Fragen diskutieren:
Was unterscheidet den Nationalsozialismus vom italienischen Faschismus und anderen faschistischen Bewegungen? Inwiefern besaß der Nationalsozialismus einen modernen und kulturrevolutionären Charakter? Wie wurde historisch versucht, eine kritische Theorie von Nationalsozialismus und Faschismus zu formulieren? Was sind die Potentiale und Grenzen der verschiedenen Faschismustheorien?

Anmeldung bitte direkt unter talpe(ätt)gmx.net. Einen kurzen vorbereitenden Reader schicken wir nach der Anmeldung zu.

Volker Weiss (Hamburg) ist Historiker und schreibt unter anderem für jungle world und phase2.

Das Wochenendseminar wird organisiert von der Reihe antifaschistische Perspektiven des Erinnerns der Rosa Luxemburg Initiative Bremen und associazione delle talpe.

Zeitzeugen-Veranstaltung zu Kinder-„Euthanasie“ im Nationalsozialismus

Do 18.3. 2010, 19.30 Uhr; Haus im Park, Züricher Str. 40, 28325 Bremen

Paul Brune hat die Kinder-„Euthanasie“ überlebt. Der Film „Lebensunwert. Paul Brune. NS-Psychiatrie und ihre Folgen“ von Robert Krieg und Monika Nolte zeigt seine unglaubliche Lebensgeschichte. Der Protagonist des Films, Paul Brune, hat „Glück“ gehabt. Er überlebte die Mordaktionen der NS-Psychiatrie, obwohl er 1943 als Achtjähriger in die „Kinderfachabteilung“ Dortmund-Aplerbeck eingewiesen wurde. Er überlebte, doch zu einem hohen Preis: die Stigmatisierung „lebensunwert“ zu sein, wurde er nie mehr los.
Paul Brune ist einer der wenigen Überlebenden der Kinder-„Euthanasie“
und der erste Betroffene überhaupt, der eine Wiedergutmachung erstritten hat. In der Veranstaltung am 18.3. 2010 wird der Film „Lebensunwert“ über Brune gezeigt und die Möglichkeit gegeben, mit dem Zeitzeugen Brune zu sprechen.

Im Rahmen der Ausstellung „entwertet – ausgegrenzt – getötet.
Medizinverbrechen an Kindern im Nationalsozialismus“
, die wegen des großen Interesses bis zum 4. April 2010 (Ostersonntag) verlängert wurde.

In Kooperation mit dem Kulturensemble Bremen.

„Er tanzte das Leben“ Filmvorstellung mit dem Regisseur Kuno Kruse

Mittwoch 17. März 2010 / 20 Uhr / Infoladen Bremen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Der Film „Er tanzte das Leben“ porträtiert den jüdischen Tänzer Sylvin Rubinstein.  Kuno Kruse begleitete Sylvin auf einer Reise in die Vergangenheit: Im 2. Weltkrieg wird Sylvin als Widerstandskämpfer mit den schlimmsten Widrigkeiten des Lebens konfrontiert. Seine Mutter und Schwester werden durch Nazis ermordet. Nach dieser Schreckenszeit wird er, als Frau verkleidet, ein Flamencostar der fünfziger Jahre. Zu Ehren seiner Schwester nennt er sich Dolores.

Schwarze im Nationalsozialismus: Leben und Überleben

4.2. 2010, 20 Uhr, Bürgerhaus Weserterassen, Osterdeich 70b, 28203 Bremen

Vortrag und Diskussion mit Rosa Fava, Hamburg

Unter den Häftlingen im KZ Neuengamme, die aus den besetzten Ländern deportiert worden waren, befanden sich auch einige Schwarze/People of Color. Die meisten westeuropäischen Staaten waren in den 1940er Jahren noch Kolonialmächte mit einer Bevölkerung aus den überseeischen Kolonien und Protektoraten. Männer aus der Einwanderungsbevölkerung meldeten sich freiwillig zur Armee, um den deutschen Angriff zurück zuschlagen, Frauen und Männer gingen in den Untergrund und waren Teil der  antifaschistischen Widerstandsbewegungen im linken oder bürgerlichen Spektrum. Die Nationalsozialisten be- und misshandelten diese Personen einerseits wie die weißen Landsleute als politische Gegner, andererseits waren sie, wie schon vorher, dem kolonialen Rassismus gegen Schwarze oder Araber ausgesetzt.
Unter den Neuengammer Schwarzen Häftlingen waren, so weit bisher bekannt, keine Schwarzen Deutschen. Ausgehend von den Schwarzen in Neuengamme wird es auf der Veranstaltung auch um Schwarze Deutsche
gehen, die in anderen Konzentrationslagern inhaftiert waren. Die Hintergründe ihrer Inhaftierung eröffnen den Blick auf die Lebensbedingungen von Schwarzen im Nationalsozialismus.
Rosa Fava promoviert zu Erinnerungspädagogik und war bis 2008 freie Mitarbeiterin der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
In der Reihe Antifaschistische Perspektiven der Erinnerung.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit iaf e.V. Bremen.

Die Entwicklung rechter Ideologie hin zum Nationalsozialismus (Seminar)

Wochenendseminar mit Volker Weiss (Hamburg) 7. bis 8. 11. 2009; Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie

Wie viele weitere völkische Gruppierungen proklamiert die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gegründete Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (NSDAP) einen vehementen Antisemitismus, Antiliberalismus und Antimarxismus und avanciert spätestens seit Ende der 1920er zu einer Massenpartei mit großen Wahlerfolgen. Die nationalsozialistische Herrschaft von 1933 bis 1945 steht für die Zerschlagung der sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiter_innenbewegung, die fast vollständige Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden, den Vernichtungskrieg im Osten und viele weitere Verbrechen. Besonders Auschwitz markiert einen Zivilisationsbruch: Geschichte kann nicht länger einfach als kontinuierlicher Prozess hin zur Emanzipation der Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung verstanden werden, sondern Auschwitz zeigt ebenso die Möglichkeit des Rückfalls in die Barbarei.

Weiterlesen »

Die »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft Alt Rehse«

Über die Medizin im Nationalsozialismus und ihre aktuelle Aufarbeitung

29. Oktober 2009, 20.00 Uhr, Kommunikationszentrum paradox, Bernhardstraße 12,  28203 Bremen

mit Dr. Rainer Stommer/Alt Rehse

Die „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ in Alt Rehse ist einer der bisher weniger bekannten Orte, deren Geschichte wichtige Aspekte der Medizin- und Selektionspolitik im Nationalsozialismus verdeutlicht. In Alt Rehse wurde ein großer Teil der Ärzte und Ärztinnen, Hebammen und Apotheker wie auch andere Angehörige gesundheitspolitischer Institutionen, die während des Nationalsozialismus ausgebildet wurden, ideologisch geschult und zu ÜberwacherInnen des deutschen Volkskörpers erzogen. Dazu wurde in Alt Rehse ein Schulungszentrum errichtet, das umgeben war von einem Ort, der zu einem nationalsozialistischen Musterdorf umgestaltet worden war. Der Lehrplan war gekennzeichnet durch einen rassenpolitischen und weltanschaulichen Unterricht, der die sozialdarwinistische „Rassenhygiene“ propagierte und den „Lebenswert“ vieler Menschen negierte.

Weiterlesen »

Die Geschichte der antinationalen Linken

60 Jahre BRD – 20 Jahre Mauerfall – 20 Jahre antinationale/antideutsche Kritik? Freitag, 25. September 2009, 20 Uhr, Infoladen Bremen, St. Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

mit Thomas Ebermann

‚Antinational’ und ‚antideutsch’ sind Modeworte der radikalen Linken, die mal mehr, oft weniger reflektiert benutzt werden. Sie dienen der identitären Selbstverortung sowie als Kampfbegriffe im allgemeinen ‚Szene-Bashing’. Ihre Bedeutung und ihre Historie verschwimmen dabei zusehends. Gegen die Tendenz, die Debatte auf das Für und Wider von Israelfahnen auf Demos zu reduzieren, sollen die Auseinandersetzungen beleuchtet werden, die antinationale und antideutsche Intervention nötig machten und machen. Eine zentrale Grundlage war, welche Konsequenzen sich aus Auschwitz für linke Gesellschaftskritik im Land der Täter_innen notwendig ergeben. Diese betreffen z.B. die Haltung zur Gesellschaft der Täter_innen, sowie zum Staat und der Gesellschaft der Überlebenden. Sie stellen aber auch die Frage nach der generellen Möglichkeit von Emanzipation nach Auschwitz. Thomas Ebermann wird die Geschichte und die Diskurse der antinationalen Linken aus der Sicht des Beteiligten darstellen. Welches sind die ‚historischen’ Eckpfeiler, an denen sich eine antinationale/antideutsche Debatte entwickelt und ausdifferenziert hat? Was hat es auf sich mit den Auseinandersetzungen um den Mauerfall, die Nie-wieder-Deutschland-Kampagne, den Golfkrieg, Goldhagen, den Kosovo-Krieg, die Al-Aksa-Intifada, den 11. September, Afghanistan und Irak? Neben diesem Rückblick steht, nach mittlerweile 20 Jahren antinationaler/antideutscher Kritik, schließlich noch die Diskussion an, welche Debatten auf dem ‚Müllhaufen der Geschichte’ entsorgt werden können, welche notwendig waren und wichtige Standards gesetzt haben und wie darauf aufbauend eine emanzipatorische Politik weiterentwickelt werden kann.

Thomas Ebermann hat die Anfänge der antideutschen Linken und ihren Werdegang selbst miterlebt und mitgestaltet. Er lebt in Hamburg und ist als Publizist (u.a. Konkret und Jungle World), Buchautor und Kabarettist tätig.

Die Veranstaltung wird organisiert von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Initiative Bremen. Im Anschluss findet bei wohl ausgesuchter Musik unter Zusammenarbeit des Egalitären Salon und der Bar Rosso die Egalitäre Bar Rosso im Zakk, Sielpfad 11, statt.

Die Schere im Kopf? Zur Meinungsfreiheit in der politischen Bildung

Podiumsdiskussion zur »Meinungsfreiheit in der politischen Bildung«

Dienstag, 8. September 2009, 19.00 Uhr, DGB-Haus (Tivolisaal), Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen

Berichterstatter und PodiumsteilnehmerInnen:Rudolph Bauer, Sozialwissenschaftler und Autor; Rolf Gössner, Rechtsanwalt und Publizist; Freerk Huisken, Erziehungswissenschaftler, Uni Bremen; Fabian Rust, Rechtsanwalt (Rote Hilfe e.V., Ortsgruppe Bremen) u.a.

Im Rahmen des Begleitprogramms zu der Ausstellung »Was damals Recht war … – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« wurden Veranstaltungen vom Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Bremen, Herbert Wulfekuhl, hinterfragt und beanstandet bzw. ausgegrenzt und zensiert. Die Georg-Elser-Initiative weist über die Erinnerungsarbeit hinaus auf aktuelle gesellschaftliche Probleme hin. Sie lehnt die Definitionshoheit der Landeszentrale ab und besteht zum Schutz gegen undemokratische Entwicklungen auf einer diskursiven Streitkultur. Herr Wulfekuhl ist als Podiumsteilnehmer zu der Veranstaltung eingeladen.

Veranstalter: Georg-Elser-Initiative-Bremen

Unterstützer der Veranstaltung: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW); Internationale Liga für Menschenrechte; Verband deutscher Schriftsteller in der Gewerkschaft ver.di – Landesverband Niedersachsen- Bremen; Bremer Friedensforum; Rosa-Luxemburg-Initiative e.V. – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen; DGB-Jugend Bremen; Mehr Demokratie; Zweiwochenschrift „Ossietzky“, u.v.a.m.

Das Traditionsverständnis der Bundeswehr – Geschichte, Aktualität und Ambivalenzen

Freitag, 26.Juni 2009, 20 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Vortrag und Diskussion mit Dr. Fabian Virchow

In der offiziellen Traditionspflege der Bundeswehr nimmt das Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 einen zentralen Platz ein, war dies doch einer der wenigen Versuche ernsthaften Widerstandes aus den Reihen des deutschen Militärs. Parallel zu dieser Traditionspraxis, die sich auf der Linie des seit 1982 gültigen Traditionserlasses der Bundeswehr bewegt, gibt es verschiedene andere Bezugnahmen der Bundeswehr auf die Wehrmacht, darunter auch zahlreiche unkritische und nahezu ungebrochene Verehrungen militärischer Leistungen.

Weiterlesen »

“Begegnung ohne Rückkehr” (Buchvorstellung)

Donnerstag, 17. September 2009, 19:00 Uhr Buchhandlung Leuwer, Am Wall, 28195 Bremen

Um 19 Uhr wird in der Buchhandlung Leuwer, Am Wall, das neue Buch von Raimund Gaebelein vorgestellt. Unter dem Titel „Begegnung ohne Rückkehr“ schildert es die Ereignisse des August 1944 im belgischen Meensel-Kiezegem, die Hintergründe und den Verlauf zweier Razzien, bei denen SS-Sicherheitskorps, Flämische Fabrikwacht und Feldhüter 98 von 900 Bewohnern in die Gestapo-Folterstätten in Löwen und Brüssel abtransportierten. Von den 68 ins KZ Neuengamme und seine Außenlager Verschleppten kamen nur fünf lebend zurück nach Hause. Die Spurensuche nach der letzten Ruhestätte der Toten führte 2002 zur Begegnung zwischen der Stiftung Meensel-Kiezegem ’44 und der VVN-BdA Bremen.

Begegnungen Titel 06-09

Das Buch hat 64 Seiten und ist im Donat Verlag Bremen erschienen. Sein Erscheinen wurde von der RLI finanziell gefördert.

Fragwürdige Traditionslinien. Stauffenberg und der 20. Juli 1944 im deutschen Erinnerungsdiskurs

Dienstag, 9. Juni 2009, 20 Uhr Infoladen Bremen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit N.N., Gruppe never going home (Berlin)

Der Film „Valkyrie“ (Bryan Singer 2008) hat nicht nur in Deutschland zu erneuten Debatten um das Attentat des 20. Juli 1944 geführt. Dabei lässt sich längst belegen, dass diejenigen, die den Kopf Hitlers forderten, selbst stramme Nazis waren. Die Gruppe never going home aus Berlin zeigt, wie sich das Attentat von Stauffenberg und seinen Kameraden im deutschen Erinnerungsdiskurs vom „Landesverrat“ zu einem nationalen Mythos und einem „Aufstand des Gewissens“ wandelte. Am Beispiel des Gedenkens an den 20. Juli wird in der Veranstaltung ein Überblick über die Wandlungen der Erinnerung an den Nationalsozialismus gegeben. Besonderes Interesse gilt dabei dem Geschichtsrevisionismus, der Relativierung und Verharmlosung der nationalsozialistischen deutschen Vergangenheit. Aber auch ein moderner und gewandelter deutscher Nationalismus, der, angeblich geläutert, als selbstgerechter „Weltmeister der Vergangenheitsbewältigung“ auftritt und Kriegseinsätze im Ausland nicht trotz, sondern wegen der eigenen nationalsozialistischen Geschichte fordert, wird einer konsequenten Kritik unterzogen.

Die Gruppe never going home aus Berlin hat 2008 die Broschüre Fragwürdige Traditionslinien. Stauffenberg und der 20. Juli 1944 im deutschen Erinnerungsdiskurs (hier als PDF) veröffentlicht.

In der Reihe Antifaschistische Perspektiven des Erinnerns der Rosa Luxemburg Initiative Bremen in Kooperation mit associazione delle talpe

Antiziganistische Zustände – Zur Kritik eines allgegenwärtigen Ressentiments: Bookrelease, Vorträge und Diskussionen

Samstag, 6. Juni 2009, 10.30 – 20.00 Uhr Kommunikationszentrum paradox, Bernhardstr. 12, 28203 Bremen

In nahezu allen Staaten Europas werden Menschen als „Zigeuner“ diskriminiert und teilweise verfolgt. Es scheint unmöglich, eine Beschreibung von Roma, also der Gruppe die am stärksten von Ausgrenzungen betroffen ist, jenseits romantisierender oder ablehnender Stereotype zu finden. Trotz dieser Umstände mangelt es an politischen und theoretischen Analysen. Das gilt auch für eine linke Kritik, die oft nicht über moralische Empörung hinaus geht. Im Mai 2009 ist bei Unrast ein Buch erschienen, das unter dem Titel „Antiziganistische Zustände – Zur Kritik eines allgegenwärtigen Ressentiments“ neue Ansätze für eine gesellschaftskritische Diskussion versammelt. Einige der Beiträge des Bandes vorzustellen sowie daran anknüpfende Themenbereiche zu bearbeiten, ist das Vorhaben dieser bookrelease – Veranstaltung.

Weiterlesen »

Rosen für den Staatsanwalt (Regie: Wolfgang Staudte)

Donnerstag, 4. Juni, 20.00 Uhr, Kultursaal der Arbeitnehmerkammer, Bürgerstr. 1, 28195 Bremen
Filmvorführung mit einer Einführung von Rebekka Schaefer, Bremen.

Ein ehemaliger von einem Kriegsgericht zum Tode Verurteilter Wehrmachtssoldat trifft Jahr nach der NS-Zeit in einer Kleinstadt auf den für das Urteil verantwortlichen Richter. Das ist die Geschichte, über die Wolfgang Staudte seine bissige Satire auf die Zustände in der
bundesdeutschen Justiz der Adenauer-Ära entspinnt.
BRD 1959, 96 min. Regie: Wolfgang Staudte . Mit Walter Giller, Martin Held, Ingrid van Bergen, Roland Kaiser u.a.

Rebekka Schaefer ist Kulturwissenschaftlerin, Filmemacherin und Mitglied des Beirates der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen.

In Kooperation mit der Georg-Elser-Initiative Bremen und der Arbeitnehmerkammer Bremen. Die Veranstaltung findet statt im Begleitprogramm der Ausstellung „Was damals Recht war…“ Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht (Programm als PDF), die ab 29.Mai bis zum 28. Juni täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr (Eintritt frei!) in der Unteren Rathaushalle zu sehen ist.