Antifaschismus - Archiv


100 Jahre Adolf Hitler (Film von C. Schlingensief)

20.April um 17:30 Uhr, MS Stubnitz (Das Schiff liegt auf Höhe der Stephanibrücke), An der Schlachte, Bremen

Am 20. April hat Adolf Hitler Geburtstag. An diesem Tag zeigen wir den Film „100 Jahre Adolf Hitler“ von Christoph Schlingensief. Wir finden: kein Tag eignet sich besser zur Dekonstruktion der Nazi-Ikonographie. Der Film ist eine Darstellung der „letzten Stunde im Führerbunker“. In großen Teilen inprovisiert, zersetzt diese Auseinandersetzung mit „dem“ „Bösen“ dessen oft als „perfide Logik“ bezeichnete, vorgetäuschte Sinnhaftigkeit – wie kein Film es könnte, der sich an konventioneller Ästhetik orientiert. Das Tabu das auch heilig spricht wird gebrochen. Hitler wird zur Benutzung hingeworfen: damit er sich abnutzt.
Im Anschluß an den Film wird es eine moderierte Diskussion geben.

Diese Veranstaltung ist eine Kooperation der Rosa Luxemburg Initiative Stiftung mit dem Tatendrang e.V..

Maybe you should… talk about resistance!

Von der ökonomischen zur politischen Krise?! Autoritäres Krisenmanagement und langfristige Entdemokratisierung der EU

Samstag, 21.4.12 um 19.30 Uhr im Infoladen, St Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen

mit Bernard Schmid (Paris)

Seit fünf Jahren schon schwelt eine Weltwirtschaftskrise in verschiedensten Ausformungen, von der Immobilien- und Versicherungs-, zur Banken- und heute aktuellen Staatsschuldenkrise. Gerade die letzte Ausformung ist Motor für eine rapide Veränderung der politischen Rahmenbedingungen in der EU. in den letzten Monaten hat sich die politische Machtkonstellation soweit radikalisiert, dass die deutsche und französische Regierung mittlerweile in der Position sind, den höchst verschuldeten Ländern Haushaltspläne und Sparkommissare zu verordnen. Der politische und ökonomische Druck befördert dort
technokratische Übergangsregierungen an die Macht, welche allein dem Schuldendienst und der Sanierung des Staatshaushaltes verpflichtet sind.
Diese Entwicklungen laufen natürlich nicht bruchlos ab. Der Widerstand der Straße, die Behäbigkeit der Staatsapparate selbst und die sich weiter verschärfende Wirtschaftskrise, zwingen die Entscheidungsträger zu immer weiteren Stolperschritten Richtung unbekannter/unmöglicher Krisenlösung.
Wir wollen in der Veranstaltung diskutieren, welche demokratischen Errungenschaften dabei über Bord geschmissen werden, wie sich die politische Macht neu verteilt und organisiert, was wir wo dagegen tun können und überhaupt,wo das alles enden soll!

Wir laden alle Interessierten herzlich ein, zusammen mit unserem Gast, Bernard Schmid aus Paris, über die neuesten Entwicklungen der europäischen Krise zu diskutieren und herauszufinden, wie Widerstand gegen autoritäre Krisenlösungen jedweder Art hier und auf europäischer Ebene aussehen kann.

Bernard Schmid ist Jurist und Aktivist der antirassistischen Initiative MRAP (www.mrap.fr) in Paris. Als Journalist, u.a. für Jungle World und analyse und kritik, beschäftigt er sich u.a. mit Themen der EU-Migrationspolitik und der Transformation in Nordafrika.

In Kooperation mit Avanti – Projekt undogmatische Linke

Für Ernährungssouveränität – gegen neo-kolonialen Landraub. Von Deutscher Bank, globalem Widerstand und solidarischer Landwirtschaft

Donnerstag, 5. April, 19.30 Uhr Mediencoop/Etage 3, Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen

mit Thomas Fritz (Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika, Autor mehrerer Studien zu Landgrabbing und Deutsche Bank) und einem Vertreter vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft

Landgrabbing ist in aller Munde – und das zu Recht: Denn der seit 2007 explosionsartig angewachsene Ausverkauf fruchtbarer (Acker-)Böden an Banken, Investmentfonds und Konzerne gleicht mittlerweile einer riesigen Enteignungswelle, die im Süden des Globus für mehrere Hundert Millionen Kleinbauern und -bäuerinnen, FischerInnen und ViehhirtInnen den Verlust ihrer Existenzgrundlagen bedeuten könnte. Einer der ganz großen Akteure im globalen Landgrabbing-Geschäft ist die Deutsche Bank- mit (anteiligem) Landbesitz vor allem in Lateinamerika und Asien. Hinzu kommt, dass die Deutsche Bank mit Investitionen von knapp 5 Milliarden US-Dollar die Nummer 1 unter den Nahrungsmittelspekulanten auf den Weltfinanzmärkten ist. Das Geldhaus hat somit ganz wesentlich zur Explosion der Lebensmittelpreise in den letzten Jahren beigetragen – vor allem, nachdem zahlreiche Finanzmarkt-Akteure im Zuge der Finanzkrise nach neuen Möglichkeiten gesucht haben, ihr Geld gewinnbringend anzulegen.

Widerstandsbewegungen im globalen Süden setzen dem neo-kolonialen Landgrabbing das Konzept der Ernährungssouveränität entgegen. Netzwerke einer solidarischen Landwirtschaft hierzulande unterstützen die Forderung nach einem Ernährungssystem, in dessen Zentrum nicht Konzerninteressen, sondern der ungehinderte Zugang zu Land, Wasser und Saatgut für kleinbäuerliche ProduzentInnen steht. Auch auf hiesige Verhältnisse bezogen geht es um die Verteidigung kleinbäuerlicher und somit klimaschonender Landwirtschaft (bzw. die Umstellung darauf) sowie die Dezentralisierung der Lebensmittelversorgung mit kurzen Versorgungsketten zwischen Produktion und Verbrauch.

Organisiert in Kooperation mit dem transnationalen Netzwerk Afrique-Europe-Interact.

Weitere Infos zum Thema Landgrabbing auf www.afrique-europe-interact.net und www.viacampesina.org

Systemfehler Verfassungsschutz. Inlandsgeheimdienst abschaffen?

Mittwoch, 14.03.2012, 19 Uhr, Hotel Zur Eiche, Steinbecker Straße 111, 21244 Buchholz/Nordheide

Mit Friedrich Burschel, freier Journalist und Referent der RLS mit Schwerpunkt Neonazismus und Ideologien der Ungleichwertigkeit

Während nicht zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem „NSU“-Skandal die Systemfehler des Dienstes offenbar werden und von einer alarmierenden Verstrickung (ob über Geldzahlungen, V-Leute, logistische Unterstützung und Deckung) des Bundesamtes und der 16 Landesämter für Verfassungsschutz in die Nazi-Szene ausgegangen werden kann, drängt der selbe Dienst mit Bildungsmaterial, „Demokratielotsen“, „wissenschaftlicher“ Begleitliteratur und Präventions- sowie Informationsangeboten in die Öffentlichkeit, an die Schulen und in die Politische Bildung, die bisher eher eine Domäne freier Träger war. Auch hier geht es ihm darum, die Deutungs- und Definitionshoheit über das gesellschaftliche Leben und zulässige Formen der Kritik an sich zu ziehen, zu sichern und mit wirksamen repressiven Methoden durchzusetzen (mehr)

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen

Popmusik und Pillenknick. Die 1960er und 1970er Jahre auf dem Lande

Gemeinsamer Besuch der Sonderausstellung im Freilichtmuseum Cloppenburg, mit Bernd Hüttner, Regionalmitarbeiter der RLS

Samstag, 12. Mai 2012, 12.15 Uhr, Freilichtmuseum, Bether Str. 6, 49661 Cloppenburg

– fällt leider ausfällt leider ausfällt leider aus

Mit der noch bis bis 30. September 2012 geöffneten Ausstellung betritt das Museumsdorf Cloppenburg agrarhistorisches Neuland: Popmusik und Pillenknick, Mode und Medien, Mobilität und politische Bewegungen, Kunst und Bildung – in den Ereignissen der 1960er und 70er Jahre verbinden und überschneiden sich diese Themen auf vielfältige Weise. Objekte und Lebensläufe einzelner Personen symbolisieren wie in kaum einer anderen Zeit die zahlreichen Umbrüche und Aufbrüche jener Jahre, sind Spiegelbild der Träume und Widersprüche dieser Zeit. Erinnerung steht daher bei allen Dingen im Vordergrund, jene der Zeitzeugen und auch die der Besucher, die eingeladen sind, mit ihren Beiträgen den Horizont der Ausstellung zu ergänzen und zu erweitern. So ist diese Ausstellung für viele Besucher_innen nicht frei von Nostalgie. Sie reflektiert aber, welche Folgen die politische und kulturellen Umbrüche der 1968er Jahre auf dem Lande hatten. Schwerpunkte sind dabei Jugend, Konsum und der Siegeszug der Medien.

mehr Informationen zur Ausstellung.

Der Begleitband zur Ausstellung: Popmusik und Pillenknick (248 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen (ISBN 978-3-89946-168-8, 13 Euro)

Bei Anmeldung unter huettner@rosalux.de erfolgen weitere Details.

Lesung mit Enno Stahl: Aus dessen neuem Roman: Winkler, Werber

27. April 2012, 21 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Jo Winkler ist Werbetexter und kein sehr netter Mensch. Er ist zynisch, frauenverachtend und überheblich. Dabei ignoriert er seine körperliche und moralische Verfassung, denn sie passt so gar nicht in das Selbstbild des Senior Texters der Kölner Werbeagentur Goldreklamen. Das gelingt ihm bis zum diesjährigen, mehrtägigen Betriebsausflug auch ganz gut, bei dem sein Chef alles auffahren lässt, was seiner Meinung nach am Rhein dazugehört: Dampferfahrt, Kegeln in Bad Neuenahr und ein abschließender Kasinobesuch. Doch nicht nur Winkler muss sich hier der Wahrheit stellen… »Winkler, Werber« zeichnet die innerliche Verfassung derer nach, die für die ökonomische Katastrophe verantwortlich sind und nun selbst von ihr verschlungen werden. In den inneren Monologen Winklers geht Enno Stahl auf die Suche nach den seelischen Abgründen ihrer Verursacher und zeichnet so ein Psychogramm der Krise. Das Tempo des Romans passt sich dabei stets dem Erregungsgrad Winklers an. Enno Stahl bedient sich eines »Pulsationsstils«, der den Monolog Winklers beschleunigt und verlangsamt, so lange, bis sich das Verdrängte nicht mehr leugnen lässt.
„Winkler, Werber“ ist im Verbrecher Verlag erschienen.

Enno Stahl, geboren 1962, Studium der Germanistik, Philosophie und Italianistik (1997 Dr. phil.), lebt in Neuss. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitungen und Rundfunk und in Anthologien. Herausgeber von Popliteraturgeschichte(n)« (2007) und »Karl Otten Lesebuch« (2007). 2009 erschien sein Band »Heimat und Weltall: 2 Prosazyklen«. Enno Stahl hat im Verbrecher Verlag die Romane »2PAC AMARU HECTOR« (2004) und »Diese Seelen« (2008) veröffentlicht. Im Januar 2012 erscheint sein Essay »Für die Katz und wider die Maus. Pohlands Film nach Grass«.

In Kooperation mit ex libris.

Ayers: Flüchtige Tage. Erinnerungen aus dem Weather Underground

20. April 2012, 21 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Lesung mit Bernd Volker

Die Autobiografie von Obamas »Terrorist friend« Sympathisiert Barack Obama mit Terroristen? Das zumindest unterstellte die Republikanerin Sarah Palin im Wahlkampf 2008. Ihr Vorwurf lautete: Obama hat ­Kontakt zu Bill Ayers, ehemals Mitglied des »Weather Underground«. Wer waren die »Weather«-­Akti­visten? Was hat sie motiviert, eine terroristische Vereinigung zu gründen, die teilweise ähnliche Ziele wie die RAF verfolgte, ohne dabei jedoch Menschen zu töten? Der Weg führt zurück ins Amerika der ausgehenden 1960er-Jahre. Eine junge Generation weigert sich, das gesellschaftliche Erbe ihrer Eltern anzunehmen: Rassendiskriminierung, die Benachtei­ligung der Frauen, die Aufrüstung und die Machtpolitik des Kalten Krieges. Bill Ayers war einer der Polit-Aktivisten, die sich der Friedensbewegung gegen den Vietnamkrieg anschlossen. Was mit Sit-ins und dem Verteilen von Flugblättern begann, führte ihn – parallel zur Eskalation des Krieges in Vietnam – mit dem »Weather Underground« in die Illegalität. In seiner Autobiografie beschreibt Ayers auf eindrucksvolle und fesselnde Weise die Suche nach einem Weg, die Welt zu verändern. Er erzählt vom Leben in einer Zeit des Umbruchs, vom Heranwachsen im amerikanischen Mittelstand der 1950er-Jahre, den ersten Anzeichen der Unzufriedenheit, der Gemeinschaftsarbeit in den Schwarzenvierteln von Cleveland, und vor allem von der allmäh­lichen Radikalisierung des »Weather Underground«, dessen Mitglieder zu den vom FBI meistgesuchten Personen der 1970er-Jahre gehörten. »Ein wilder und schmerzhafter Ritt durch die grausamen Jahre der späten Sechziger. Ein sehr gutes Buch über eine erschreckende Zeit in Amerika.« (Hunter S. Thompson)

mehr Informationen zum Autor Bill Ayers.

Bernd Volkert lebt in Berlin und veröffentlicht regelmäßig in Zeitschriften wie Internationale Politik, Die Welt, konkret, bahamas, Jungle World und testcard. Zudem ist er Verfasser des Buchs ‚Der amerikanische Neokonservatismus. Entstehung – Ideen – Intentionen‘ sowie diverser Buchbeiträge – zum Beispiel in ‚Amerika. Der „War on Terror“ und der Aufstand der Alten Welt‘, herausgegeben von Thomas Uwer, Thomas Osten-Sacken und Andrea Wöldike. Desweiteren arbeitet er auch als Übersetzer, zum Beispiel von ‚Wir sind ein Bild der Zukunft – auf der Straße schreiben wir Geschichte‘, herausgegeben von A.G. Schwarz, Tasos Sagris, Void Network, oder ‚Kampf im Herzen der Bestie – Militanter Widerstand in den USA‘ von Dan Berger. Derzeit arbeitet er an einem Buch zu den Unruhen in England im August 2011 unter dem Titel ‚Wenn wir Toten erwachen‘.

In Kooperation mit ex libris:

Krise und Kritik. Kapitalismuskritik und soziale Revolutionen führen nicht automatisch zum Kommunismus

Freitag, 30. März 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Marcel Stoetzler (Universität Bangor, Großbritannien):

In Krisenzeiten wird innerhalb der Linken häufig darüber diskutiert, ob sich die Bedingungen für die Kritik und Transformation kapitalistischer Verhältnisse verändern. Bleiben sie gleich, entstehen neue Möglichkeiten für emanzipatorische Entwicklungen oder drohen eher autoritäre Krisenantworten an Popularität zu gewinnen?
John Holloways viel beachtetes Buch Die Welt verändern, ohne die Macht zu übernehmen entfachte eine weltweite Debatte über die Überwindung des Kapitalismus. In seinem neuen Buch Kapitalismus aufbrechen führt Holloway die Diskussion mit dem Argument fort, die Hoffnung liege darin, dass der Kapitalismus bereits schwer angeschlagen und die Logik des gesellschaftlichen Zusammenhalts voller Risse sei. Können aber die Risse den Zusammenbruch des kapitalistischen Systems herbeiführen? Holloway sieht die Wirkmächtigkeit dieser Brüche in ihrer allgemeinen Triebkraft gegen kapitalistische Lohnarbeit und für andere Tätigkeiten jenseits kapitalistischer Logik. Die Frage nach der Revolution ist für ihn nicht, wie der Kapitalismus endgültig zerstört werden kann, sondern, wie sich verhindern lässt, dass er immer wieder neu erschaffen wird, und wie an seine Stelle etwas vernünftiges Neues gesetzt werden kann.
Ausgehend von Holloways Thesen wird sich Marcel Stoetzler mit dem Zusammenhang von Kapitalismuskritik und Kommunismus auseinandersetzen. Er verweist auf das Problem, dass eine Ablehnung des Kapitalismus nicht automatisch eine Zustimmung zu emanzipatorischen Alternativen bedeutet, da Kapitalismuskritik auch autoritäre oder faschistische Formen annehmen kann. Er schlägt vor, den Begriff der Revolution, die den Kapitalismus beenden wird, als eine Öffnung der Geschichte zu verstehen, von der nicht vorhersagbar ist, ob sie zu Kommunismus führen wird.

Marcel Stoetzler hat John Holloways Buch „Kapitalismus aufbrechen“ ins Deutsche übersetzt. Er lebt in Großbritannien und unterrichtet Soziologie an der Universität Bangor, Wales.

Die Veranstaltung wird organisiert von der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Von Nazi-Ufos zum 11. September. Zur Kritik am Verschwörungsdenken

Diskussionsveranstaltung am Freitag, 2.3. 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Martin Wassermann

Reihe „intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“

Verschwörungsmythen sind wirkungsmächtige Konstrukte, von denen eine wachsende Minderheit der Menschen überzeugt ist. Mehr als ein Drittel der Menschen in Deutschland glaubt zum Beispiel, dass die Anschläge des 11. Septembers 2001 durch geheimnisvolle Institutionen verübt wurden. Einige Menschen meinen, eine geheime Gruppe ausgemacht zu haben, die hinter den sichtbaren Ereignissen die Fäden zieht. Sie entwerfen eine hunderte Jahre andauernde Weltverschwörung, mit der sämtliche historischen Ereignisse umgedeutet werden.
Derartige Verschwörungskonstrukte sind wahnhafte und irrationale Gebilde, die häufig in der Tradition der deutschen Ideologie stehen. So etwa der Neuschwabenlandmythos, der davon ausgeht, dass sich die Nazi-Elite nach 1945 auf geheime Festungen in der Antarktis retten konnte, um mit Ufos den zweiten Weltkrieg fortzuführen. Ein weiteres Beispiel sind angebliche Wetterwaffen: Viele Verschwörungsideolog_innen glauben, dass das Erdbeben in Japan durch eine Super-Waffe der USA ausgelöst wurde. Für die Morde des Anders Behring Breivik und die des Nationalsozialistischen Untergrunds werden geheime Organsiationen aus New York oder Tel Aviv verantwortlich gemacht.
Solche Erkläungsmodelle stellen wirkungsmächtige, geschlossene und manchmal antisemitische Gebilde dar, mit denen die kapitalistische Realität märchenhaft verklärt wird. Es sind regressive Modelle der Weltverklärung, die es auch innerhalb der politischen Linken gibt: einerseits von Linken originär formulierte Verschwörungstheorien, andererseits eine Anschlussfäigkeit mancher Linker an verschwörungstheoretische Projekte, die sich selbst nicht als links verorten.
Auf der Veranstaltung wird es um aktuelle und historische Verschwörungsmythen gehen. Der Autor Martin Wassermann, der sich unter anderen in seinem Blog (www.reflexion-blog.com) mit verschiedenen verschwörungsideologischen Ansätzen beschäftigt, wird unterschiedliche Weltverklärungsmodelle vorstellen. Es wird dort auch um die Frage gehen, warum derartige Ideologien einem kritischen und emanzipatorischen Denken im Wege stehen.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe Bremen.

Sekundärer Antisemitismus – ein Erklärungsansatz für Israel-Feindschaft in der Linken?

Freitag, 27. April 2012 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Olaf Kistenmacher (Hamburg)

Reihe „intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“

Die Diskussion über Judenfeindschaft in der Linken ist 2011 wieder entflammt, diesmal in Bezug auf die Partei ‚Die Linke’. Ähnliche Debatten gab es bereits zuvor um Befreiungsnationalismus und Globalisierungskritik. Bis heute streitet man sowohl über die Anerkennung der Tatsache, dass es Judenfeindschaft in der politischen Linken gab und gibt, als auch über die verschiedenen Gründe dafür.
Der Vortrag wird drei Entwicklungsstränge beleuchten: erstens die Erinnerungs- oder Schuldabwehr, die die Frankfurter Schule als „sekundären Antisemitismus“ bezeichnete; zweitens den linken Nationalismus, der für den Antiimperialismus eine wichtige Rolle spielt; und drittens den Ansatz, Antisemitismus als eine besondere Variante eines „personifizierten Antikapitalismus“ zu verstehen. Während die ersten beiden Entwicklungsstränge heutzutage für den Antizionismus und die „Israelkritik“ relevant sind, bezieht sich der dritte Ansatz auf das Verständnis von Arbeit, Kapital und Herrschaft.

Olaf Kistenmacher (Hamburg) ist Historiker und schreibt unter anderem für die Zeitschriften jungle world und phase 2. Ein Vortrag von Olaf Kistenmacher, gesendet am 22. Dezember 2011 im Freien Radio für Stuttgart kann hier angehört werden.

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit associazione delle talpe.

Solidarische Ökonomie und Selbstverwaltungsgesellschaft

Fr. 30.3. – So. 1.4. 2012, Gewerkschaftshaus / Bahnhofsplatz 22 / 28195 Bremen

22. Jahrestagung der Loccumer Initiative kritischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen

Konferenzbericht im ND vom 7. April 2012

Programm

Freitag, 30.03.2012

18:00 Michael Krätke (Lancaster): Die aktuelle Krise des Kapitalismus und seine demokratischen Alternativen

Samstag, 31.03.2012

10:00 – 13:00 Erfolgsbedingungen selbstverwalteter Ökonomien mit Einstiegsstatements von
Gisela Notz (Berlin): Erfahrungen mit alternativen Betrieben in Deutschland
Clarita Müller-Plantenberg (Kassel): Selbstverwaltete Produktions- und Verbrauchsketten und universitäre Unterstützungsstrukturen
Dagmar Embshoff (Verden): Aktuelle Entwicklung solidarischer Ökonomien und ihre Vernetzung
13:00 – 14:00 Mittagspause

14:00 – 16:30 Ökonomie mit Inputs von
Gariele Herbert (Frankfurt): Organisation einer selbstverwalteten Gesellschaft zwischen Markt und demokratischer Planung
Alex Demirović (Berlin): Wirtschaftsdemokratie – Konzepte und aktuelle Diskussion

16:30 – 17:00 Kaffeepause

17:00 – 19:00 Workshop 3: Bedürfnisse mit Inputs vom
Friederike Habermann: „…will nicht so, wie ich wohl will“ – Bedürfnisse
jenseits von Askese, Ausbeutung und autoritärem Staat
Stefan Meretz (Berlin): (V)ermittelt – Bedürfnisse in der gesellschaftlichen Produktion

19:30 Gemeinsames Abendessen im Ratskeller

Sonntag, 01.04.2012

10:00 – 12:00 Recht und Politik mit Inputs von
Michael Buckmiller (Hannover): Zum Verhältnis von parlamentarischer und Rätedemokratie
Andreas Fisahn (Bielefeld): (Verfassungs-)rechtliche Voraussetzungen einer selbstverwalteten Gesellschaft

12:00 – 13:00 Abschlussdiskussion: Weiterarbeit der Loccumer Initiative u. a. zu den Perspektiven einer Selbstverwaltungsdemokratie

Die Zahlung des Tagungsbeitrages (incl. Imbiss am Freitagabend, Mittag- und Abendessen am Samstag sowie Mittagessen am Sonntag) von 40,– € (ermäßigt 20,– € ) erfolgt zu Beginn der Tagung. Die Unterkunft bitten wir, individuell zu organisieren

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Loccumer Initiative Kritischer WissenschaftlerInnen und dem DGB Bremen/Elbe-Weser.

Anmeldung unter huettner(AT)rosalux.de notwendig.

Eine ausführliche Ankündigung hier in der Einladung zur Tagung als PDF.

Antifaschistische Nordkonferenz 2012

25.02.2012 | 09:30 Uhr bis 22:00 Uhr | Antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh, Buchholz/Nordheide

Inhaltlich geht es auf der Nordkonferenz 2012 in den Hauptreferaten um Neofaschist_innen und Rechtspopulist_innen in den Parlamenten und um den Rechtspopulismus (mehr Informationen).

Veranstalter: Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen und andere.

«Praxis- und Reflexionsseminar weisssein»: Rassistischen Strukturen Widerstehen

Samstag, 26. Mai 2012, 10 Uhr bis Sonntag, 27. Mai 2012, Bremen-Mitte
Für dieses Seminar sind leider keine Plätze mehr frei!!
Für eine rassismuskritische Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Position in rassistischen Strukturen der (De-)Privilegierung notwendig. Die kritische Weißseinsforschung geht davon aus, dass Weiße durch diese Strukturen bevorteilt werden, ob sie wollen oder nicht. Durch Analysen von verschiedenen Medien und eigenen Erfahrungen wollen wir uns diesem Ansatz nähern.
Um letztendlich Handlungsfelder im Kampf gegen Rassismus zu eröffnen, wollen wir uns gemeinsam intensiv mit uns Selbst, dem persönlichen Umfeld und dem eigenen politischen Engagement auseinandersetzen.
Wir laden Interessierte ein, zusammen durch Sensibilisierung eine kritische und souveräne Reflexionsfähigkeit zu stärken. Werkzeuge zu erarbeiten, um Rassismen zu analysieren, aufzudecken und zu widerstehen, ist ein Ziel dieses Workshops.

Leitung: Hajdi Barz, Eleonora Roldán Mendívil, Radoslaw Ukleja, Jana Düring, alle Reclaim Society

Teilnahmebeitrag: 90 € Gutverdiener_innen/ 45 € Normalverdiener_innen / 12 € Erwerbslose.
Anmeldung und vorherige Begleichung des Teilnahmebeitrages sind notwendig. Die Mindestteilnehmeranzahl beträgt 10, die maximale Teilnehmer_innenzahl 15 Personen.

Infos/Anmeldung: Bernd Hüttner, Tel. 0421-3909620, mail: huettner(ätt)rosalux.de.

Veranstaltet von der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen.

Jugend in Bewegung! Neuer Aufbruch in Chile?

3. Februar 2012, 19 Uhr, Tivoli-Saal, Gewerkschaftshaus Bremen, Bahnhofsplatz 22-28, 28 195 Bremen

Chile ist in Bewegung. Ziviler Ungehorsam in der Region Magallanes, Hungerstreik der Mapuche, Umweltkonflikt um „Punta de Choros“ – zahlreiche Probleme treiben das Land in eine neue Krise. Hinzu kommen soziale Verwerfungen sowie zunehmende Perspektivlosigkeit für die Jugend und eine für viele zu teure, privatisierte Bildung. Dagegen protestieren und kämpfen Schülerinnen und Schüler, Studierende und Beschäftigte. Auch bei uns in Bremen protestieren SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen und viele andere für eine gute Bildung.

Programm:

Eröffnung
Annette Düring (Vorsitzende DGB Bremen-Elbe-Weser)

Bildung tut Not – überall!
Paul Kreiner u. Ali-Aygün Kilincsoy (Fort.Bildung u. Asta Uni Bremen)

Jugend gegen privatisierte Bildung & more
Camila Vallejo (Studierendensprecherin in Chile)
Karol Cariola (Vertreterin der sozialen Bewegungen in Chile)

Gewerkschaftliche Alternativen
Jorge Murúa (Mitglied des Bundesvorstandes der chilenischen CUT)

Moderation: Dieter Nickel (NGG Bremen-Elbe-Weser)

Musik
Ulli Simon (Lateinamerikanische Musik)

Flyer Chile VA als PDF.

Veranstalter: DGB Bremen-Elbe-Weser, NGG Bremen-Weser-Elbe, GEW Bremen. Im Rahmen einer Rundreise die von der RLS mitorganisiert wird (mehr Informationen)

Antifa – Geschichte und Organisierung (Buchvorstellung und Diskussion)

Freitag, 3.2. 2012 / 19 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit N.N., vom Autor_innenkollektiv des Buches

In dem Buch, «Antifa – Geschichte und Organisierung», verfolgen die Autor_innen die Vorläufer, Theorien und Praktiken der linksradikalen Antifaschist_innen und erläutern konkret die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der gegenwärtigen Ausprägungen, wie Antideutsche, Antinationale oder Bewegungslinke. Es bietet sich Interessierten mit diesem Buch die Möglichkeit, Erkenntnisse über bereits erarbeitete und verworfene Theorien sowie Erfolge und Niederlagen der Praxis zu sammeln, was gerade für die moderne, sich im stetigen Wandel befindliche, radikale Antifa von großer Bedeutung ist. Das Buch hilft dabei, Wissen um die eigene Geschichte zu erlangen, damit das Rad nicht immer neu erfunden werden muss. Stattdessen können die Leser_innen die Entwicklung einer gesellschaftlich wirksamen, emanzipatorischen Bewegung vorantreiben.

Die Veranstaltung wird organisiert von Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen in Kooperation mit dem Antifaschistischen Komitee.

Race, Class und Gender in der Geschichte des Sozialismus

Mittwoch 7. März 2012, 20 Uhr, Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10/11, 28203 Bremen
mit Ralf Hoffrogge (Berlin)
Die alte sozialistische Arbeiterbewegung hat einen schlechten Ruf – schon der Titel ist patriarchal, und auch Rassismus und Antisemitismus kamen nach gängiger linker Auffassung bestenfalls als „Nebenwidersprüche“ vor. Doch ist das wirklich alles so einfach?
Der Historiker Ralf Hoffrogge hat diese Frage untersucht. In seiner Einführung „Sozialismus und Arbeiterbewegung“ in der Reihe theorie.org widmet er sich der Geschichte der sozialistischen Bewegung in Deutschland.
Seine These: Kämpfe um das Soziale waren Kernfrage, aber nie einziges Thema der sozialistischen Arbeiterbewegung. Sie beschäftigte sich schon im 19. Jahrhundert mit Geschlechterverhältnissen, kämpfte gegen rassistische Diskriminierung und Antisemitismus, setzte sich gegen die Kriminalisierung von Homosexualität ein. Diese Breite zeitgenössischer Diskussionen soll in der Veranstaltung kurz vorgestellt werden.
Es gilt, neu zu diskutieren, wie in der Vergangenheit verschiedene Kämpfe um Emanzipation zusammengeführt wurden – oder auch scheiterten. Denn auch das Wissen um historische Niederlagen ist besser als ein geschichtsloser Zustand, in dem selbst die Idee des Kampfes abwesend ist.
Mehr Informationen zum Buch (incl. Rezensionen) hier.
Ralf Hoffrogge ist Mitglied des Gesprächskreises Geschichte der RLS und u.a. aktiv bei reflect! einem Netzwerk linker Bildungsarbeiter_innen.

Engagement für eine gerechte Welt und für die Würde der Opfer der NS-Militärjustiz

Tagung aus Anlass des 90. Geburtstags von Ludwig Baumann, Vorsitzender der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V.

13.-14. Dezember 2011 in Bremen

Anmeldung erforderlich. Es fällt ein Tagungsbeitrag an. Alles weitere im Programm-PDF hier.

Veranstalter: Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V., c/o Günter Knebel, Ludwigsburger Straße 22, D-28215 Bremen, Anmeldung per Post an vorstehende Anschrift oder per E-Mail an: Knebel-Bremen@t-online.de

Ort: Lidice-Haus, Jugendbildungsstätte Bremen, Am Krähenberg 33 A; 28201 Bremen (Tel.: 0421-692720)
Die Veranstaltung wird von der Rosa Luxemburg Stiftung im Rahmen ihrer Projektförderung mit einem Betrag, den die Rosa Luxemburg Initiative Bremen zur Verfügung gestellt hat, finanziell unterstützt.

Volksgemeinschaft, Täterschaft, Antisemitismus. Beiträge zur psychoanalytischen Sozialpsychologie des Nationalsozialismus und seiner Nachwirkungen

Buchvorstellung und Diskussion mit Isabelle Hannemann, Prof. Rolf Pohl und Sebastian Winter

Mittwoch, 11. Januar 2012, 20 Uhr, Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Was machte die Idee der Volksgemeinschaft und den Antisemitismus für die Menschen im Nationalsozialismus so attraktiv? Wie wurden sie zu Tätern und Täterinnen? Wie wirken sich NS-Gefühlserbschaften noch in den nachfolgenden Generationen aus? Der Nationalsozialismus und seine gesellschaftlichen Nachwirkungen sind ohne eine sozialpsychologische Perspektive nicht zu verstehen. Dies erfordert die Berücksichtigung der subjektiven Dimension der Nachkriegsgesellschaft sowie der Brüche und Kontinuitäten nach 1945.
Der Band versammelt Aufsätze, die sich aus einer psychoanalytisch-sozialpsychologischen und geschlechtertheoretischen Perspektive sowohl mit den psychodynamischen Mechanismen der nationalsozialistischen Weltanschauung und Gewalt als auch mit den Versuchen ihrer psychischen Verarbeitung in der Nachkriegszeit auseinandersetzen.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.

Link zu mehr Informationen zum Buch.

Extreme Rechte in Europa auf dem Vormarsch?

30. Januar 2012, 19.30 Uhr, Ostkurvensaal im Weserstadion, Franz-Böhmert-Str. 7, 28205 Bremen

Vortrag von Dr. Ulrich Schneider (Kassel)

Im Europäischen Parlament sind aus mehreren Ländern extrem rechte und rechtspopulistische Parteien vertreten. In Ungarn stellen Rechtspopulisten sogar die Regierung und offene Faschisten regieren mit. In Bulgarien, in Tschechien und anderen osteuropäischen Ländern finden oftmals gewalttätige Übergriffe insbesondere gegen Roma-Minderheiten statt. In Norwegen verübte ein ehemaliges Mitglied der extrem rechten „Fortschrittspartei“ ein Massaker, während die dänische Regierung vor einer Zunahme gewalttätiger Ausländerfeindlichkeit warnt.
Der Vortrag versucht in einem Überblick diese Entwicklung der extremen Rechten und rechtspopulistischer Kräfte in Europa nachzuzeichnen und Gegenstrategien und Gegenkräfte zu benennen.

Dr. Ulrich Schneider ist Historiker und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer/Bund der Antifaschisten (FIR), Autor zahlreicher Veröffentlichungen zu den Themen antifaschistischer Widerstand, KZ Buchenwald und Neofaschismus heute

In Kooperation mit Infamous Youth und der VVN/BdA Bremen.

Zur Kritik des Extremismusbegriffs

Diskussionsveranstaltung am Freitag, 11. November 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

mit Fritz Burschel (Berlin) / Initiative gegen jeden Extremismusbegriff (Leipzig):

Reihe „Intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie“

Seit dem Amtsantritt der schwarz-gelben Koalition unter Kanzlerin Merkel steht erneut die umstrittene Extremismus-Doktrin zur Debatte: Das Bild von einer demokratischen Mitte der Gesellschaft, die sich – als Lehre aus der Weimarer Republik – gegen Extremismus von rechts und links (sowie von Ausländer_innen) zu erwehren habe, dient als Instrument zur Kontrolle und Disziplinierung dessen, was als „Zivilgesellschaft“ gehandelt wird. Jüngster Höhepunkt dieses reaktionären Rollbacks ist die Debatte über die Extremismusklausel, der sich staatlich geförderte Projekte gegen Neonazis neuerdings zu unterwerfen haben: neben einem überflüssigen Zwangsbekenntnis zu Demokratie und Verfassung sollen sie zukünftig auch ihre Kooperationen mit antifaschistischen Initiativen bei Verdacht auf deren Staatskritik aufgeben.
Mit der Veranstaltung soll einführend die Begriffsgeschichte und die politische Konjunktur des Extremismusbegriffs vorgestellt werden. Desweiteren wird thematisiert, wie die rechte Regierung zusammen mit einem expansiven Inlandsgeheimdienst, konservativen Wissenschaftler_innen und diversen Medien eine kritische Debatte um Neonazismus, seine gesellschaftlichen Ursachen und antifaschistische Gegenwehr einschränkt und antifaschistische und gesellschaftskritische Initiativen aus Bündnissen und Diskussionen herausdrängt. Dabei sollen unter anderem folgende Fragen diskutiert werden: Was sind mögliche emanzipatorische Reaktionen auf diese Entwicklungen? Welche Konsequenzen hat die Extremismusdebatte auf einen unabhängigen, autonomen Antifaschismus? Was sind Potential und Probleme der Praxis „Staatsantifa“? Wie ist deren Entwicklung in der Berliner Republik unter ideologiekritischen Aspekten zu beurteilen?

Fritz Burschel ist Referent zum Schwerpunkt Neonazismus und Strukturen / Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Akademie für politische Bildung der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin. Als freier Journalist war er selbst als „Linksextremist“ von rechtswidriger Überwachung und Diskriminierung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz betroffen. Er ist Autor und Herausgeber des Buches Stadt – Land – Rechts. Brauner Alltag in der deutschen Provinz, Berlin 2010.

Die Initiative gegen jeden Extremismusbegriff aus Leipzig engagiert sich seit jeden bzgl der Kritik der Extremismusdebatte. Mehr Informationen unter: inex.blogsport.de

Die Veranstaltung wird organisiert in Kooperation mit der associazione delle talpe in Bremen.

Männer mit Charisma? Ursachen und Strategien rechtspopulistischer Parteien in Europa

Montag, 14.November 2011, 19:00 Uhr, Mediencoop/Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 28203 Bremen

Rechtspopulistische Parteien erzielen in vielen Ländern Europas zweistellige Wahlergebnisse, sind in Regierungen vertreten, oder üben massiven Einfluss aus. Ihre Hetze richtet sich gegen „Islam“, „Ausländer“, „Sozialschmarozer“ aber auch gegen „die EU“. Sind solche extrem rechten Bewegungen „Pathologien moderner Industriegesellschaften“? Welche kritischen Ansätze taugen zur Erklärung des Anwachsens dieser Bewegungen?

Referent: Alexander Häusler, Arbeitsstelle Neonazismus der Fachhochschule Düsseldorf

Flyer zur VA_Reihe_Sozialchauvinismus als PDF.

Veranstaltet in Kooperation mit Avanti, DGB-Jugend, Antifaschistisches Komitee und Grüne Jugend Bremen.

Die sogenannte Reichskristallnacht in Bremen (Stadtrundgang)

9.11.2011, Treffpunkt: Ecke Obernstraße/Sögestraße, Uhrzeit: 15.00 Uhr (Dauer: ca. 2 Stunden)

Mit Achim Bellgart

Wie überall in Deutschland wurden auch in Bremen am 9. und 10. November 1938 in Bremen die Synagogen angezündet, Juden und Jüdinnen aus ihren Wohnungen geprügelt, einige von ihnen ermordet und viele in KZs verschleppt. Die Vorgeschichte: Jahrhunderte antisemitischer Politik in Bremen, danach die weitgehende Zerstörung jüdischen Lebens in Bremen durch Flucht oder Ermordung. An den Orten dieser Verfolgungsgeschichte sind teilweise noch konkrete Spuren sichtbar. Ihnen folgen wir auf unserem Rundgang.

Eine Bildungsveranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen.

„Ohne Erinnerung keine Zukunft“

Eine historische Annäherung an die Bedeutung der französisch- spanischen Grenze Kataloniens in den 30er und 40er Jahren

Samstag: 13.8. 2011, 10 bis 18:30 Uhr & Sonntag: 14. 8.2011, 10 bis 16 Uhr

Sielwallhaus Bremen e.V., Sielwall 38, 28203 Bremen

Anmeldungen bitte direkt an: net.zu.inge(ädd)web.de

mit Frauke Büttner, Politologin und Lars Lohse, Bewegungsaktivist

Wochenendseminar mit zwei ReferentInnen zu Aspekten des Spanischen Bürgerkriegs und dem Kampf gegen Franco, der Situation im von Deutschen besetzten Frankreich und Flucht vor dem Vichy-Regime und zu der derzeitigen Debatte um Erinnerungspolitik in Spanien

Die Querung der französisch- spanischen Grenze Kataloniens bedeutete
in den 30er, 40er und auch noch späteren Jahren für tausende von Menschen viel oder sogar alles. Tausende passierten den Tunnel bei Cerbere um sich am Kampf gegen Francos Truppen zu beteiligen in der Hoffnung, den Faschismus in Spanien zu besiegen, Hunderttausende nahmen den Weg als geschlagene Armee zurück; Zehntausende überquerten die Pyrenäen auf der Flucht vor dem deutschen Faschismus und dem Vichy-Regime; wieder andere nutzten die Grenze, um den Kampf gegen Franco weiterzuführen. Viele Orte der Revolution und des Bürgerkriegs liegen in der Nähe dieser Grenze.
Im heutigen Spanien findet zwischen ein Ringen um die Erinnerung an die historischen Ereignisse statt: eine Aufarbeitung der Franco-Zeit und des Bürgerkrieges hat begonnen. Es sind nicht zuletzt diese diskursiven Kämpfe, die eine Auseinandersetzung mit historischen Fakten relevant werden lassen, um sie interpretieren und in ihnen Position beziehen zu können.

An diesem Wochenende soll 14 Interessierten die Möglichkeit gegeben werden, sich gemeinsam mit anderen die Geschichte dieser Grenze anzueignen. Gearbeitet wird mit kreativen Methoden aus dem Bereich der politischen Bildung. Dabei werden historische Dokumente, Referate und aktuelle mediale Berichterstattung einbezogen. Auch bezüglich der deutschen Geschichte werden Zugänge zu Praxen und Theorien der Erinnerung erarbeitet werden. Darüber hinaus werden wir Anregungen geben, welche Fragen und Hintergründe in der aktuellen Debatte um den Stellenwert der Erinnerung in Spanien von Bedeutung sind.

«Die Todesmärsche 1944/45» Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords (Lesung)

Lesung mit dem Autor Daniel Blatman, Israel

27. Oktober 2011 | 20 Uhr | Villa Ichon | Goetheplatz 4 | 28203 Bremen

m Winter 1944/45 lässt die SS alle Konzentrationslager evakuieren, die alliierten Truppen in die Hände zu fallen drohen. Schwache und kranke Insassen werden zurückgelassen oder getötet, alle anderen zu Fuß oder per Eisenbahn in Lager auf dem Reichsgebiet gebracht. Wer unterwegs zusammenbricht oder zu fliehen versucht, wird auf der Stelle ermordet; viele erfrieren oder verhungern. Von den über 700000 Häftlingen, die Anfang Januar 1945 registriert sind, kommen bei den Todesmärschen mindestens 250000 ums Leben.

Daniel Blatman stellt dieses letzte Kapitel der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum ersten Mal umfassend dar. Anders als zuvor spielten sich die Ereignisse nicht mehr im fernen Osteuropa ab, sondern auf deutschen Straßen und Feldern. Und die Mörder stammten nicht mehr nur aus den Reihen der SS, Polizei und Wehrmacht. Brutalisiert durch den Krieg und die NS-Propaganda, beteiligten sich nunmehr auch Zivilisten an Massakern und der erbarmungslosen Hatz auf flüchtende «Volksfeinde». So ist dieses Standardwerk auch ein erschreckendes Porträt der deutschen Gesellschaft am Ende des Zweiten Weltkriegs.

Daniel Blatman: Die Todesmärsche 1944/45. Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords
Rowohlt, 2011 (Hardcover, 864 S., 34,95 €, ISBN 978-3-498-02127-6)

«Ein großes Werk. In Daniel Blatman hat das blutige Ende des kollabierenden NS-Regimes einen ebenso genauen wie sensiblen Chronisten gefunden.» DIE ZEIT

«Ein meisterhaftes Werk von bleibendem Wert.» RICHARD J. EVANS

«Daniel Blatmans Studie setzt Maßstäbe.» FRANKFURTER RUNDSCHAU

Daniel Blatman, geboren 1953 in Israel, ist Direktor des Avraham Harman Institute of Contemporary Jewry der Hebrew University of Jerusalem. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der polnischen Juden und der Shoah vorgelegt. Für sein Buch über die Todesmärsche hat er zehn Jahre geforscht.

Hintergrundseite der RLS zur Rundreise.

Veranstalter: RLI Bremen in Kooperation mit dem Rowohlt-Verlag und der Rosa Luxemburg Stiftung.

«Die Todesmärsche 1944/45» Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords.

Lesung mit dem Autor Daniel Blatman, Israel

25. Oktober 2011 | 19. 30 Uhr | Ostel (ehemalige Jugendherberge) | Feldstr. 9 | 27432 Bremervörde

Details folgen.

Hintergrundseite der RLS zur Rundreise

Link zum Buch beim Rowohlt Verlag

Veranstalter: RLS Niedersachsen in Kooperation mit der Buchhandlung Morgenstern Bremervörde, der Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel, der GEW Bremervörde, dem Rosa-Luxemburg-Club Vörder Land, dem Rowohlt-Verlag und der RLS.

Führung durch die neue Gedenkstätte im Bunker Valentin

Sonntag 29. Mai 2011 / 14 Uhr / Bunker Valentin, Bremen-Farge

Der Bunker Valentin ist die Ruine einer nie fertiggestellten U-Boot-Werft der deutschen Kriegsmarine in Bremen-Farge. In den Jahren 1943 bis 1945 mussten Gefangene aus verschiedenen umliegenden Lagern unter Zwang auf der Baustelle dieses Rüstungsprojekts der Nazis arbeiten. Mehr als 1100 Menschen starben infolge von Unterernährung, Krankheiten und willkürlichen Tötungen.
Seit den 1960er Jahren wurde der Bunker Valentin von der Bundeswehr als Materialdepot genutzt. Das Betreten des Bunkergeländes war nur in begrenzten Rahmen für Gruppenführungen in Absprache mit der Bundeswehr und unter Vorlage des Personalausweises möglich. Die Bundeswehr hat den Standort zum 1.1.2011 aufgegeben. Derzeit wird an der Einrichtung einer Gedenkstätte auf dem Gelände gearbeitet, die am 8. Mai eröffnet wird
Nähere Informationen nach Anmeldung unter: valentin@keinen-meter.org.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Täter_innen, Mitläufer_innen, Zuschauer_innen, Opfer in der Familie? (SEMINAR)

28. Mai 2011 / 15 Uhr / Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10-12, 28203 Bremen

»Alle, die nach Auschwitz in westlichen Ländern leben, haben Auschwitz in ihrer Geschichte.« Ruth Klüger
Der Nationalsozialismus ist auch über 65 Jahre nach seiner militärischen Niederlage alles andere als »lange her«. Auch existieren in der postnazistischen Bundesrepublik personelle und ideologische Kontinuitäten weiter. Noch heute haben viele Menschen sehr direkte biografische Verbindungen zur Generation der Täter_innen wie auch der Verfolgten und Ermordeten. Die verschiedenen familiären Tradierungsmuster und Umgangsweisen in den Familien haben ihre vielfältigen Effekte auch auf heutige Generationen. Die Tradition des Verschweigens von NS-Taten und damit verbundene Emotionen prägen zahlreiche Familien von Täter_innen, aber auch von
Opfern des Nationalsozialismus. Die Überwindung des Schweigens über die Zeit des NS ist häufig ein schwieriges Unterfangen, das nicht wenige maßgeblich (bewusst oder affektiv) beeinträchtigt. In der dritten und mittlerweile vierten Generation verändern sich die Voraussetzungen für das Sprechen über den NS. Doch noch immer wissen die wenigsten Konkretes über die Rolle eigener Verwandter. Wir wollen einige Anregungen zur eigenen Recherche und zur Thematisierung von Schuld und Verdrängung in Familien und darüber hinaus geben.

Anmeldung erwünscht (aber nicht Bedingung) per Mail unter: huettner(ädd)rosa-luxemburg.com.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Denis Goldberg – Anti-Apartheidkämpfer (Lesung)

Montag 16.5. 2011 / 19 Uhr / Kinder- und Jugendtheater moks am Bremer Theater, Goetheplatz 1-3, 28203 Bremen

Lesung und Gespräch mit Denis Goldberg

Denis Goldberg wurde 1933 als Sohn jüdischer Einwanderer in Kapstadt geboren. In seinem Elternhaus wurde er in säkularem Sinne und sozialistischen Idealen folgend erzogen. Als die Befreiungsbewegung ANC 1961 nach Jahren des gewaltfreien Widerstands einen bewaffneten Arm gründete, schloss sich ihm der junge Bauingenieur als technischer Offizier an. Nur zwei Jahre später wurde die Führungsspitze der Untergrundorganisation auf einer Farm nahe Rivonia verhaftet. Im folgenden Prozess wurde Denis Goldberg 1964 als Angeklagter Nummer 3 gemeinsam mit Nelson Mandela und anderen zu vier Mal lebenslänglich verurteilt. Als einziger Weißer unter den Verurteilten verbrachte Goldberg 22 Jahre im Zentralgefängnis von Pretoria. 1985 kam er zu Beginn der Verhandlungen um die Beendigung des Apartheidsystems als Erster der acht Rivonia-Gefangenen frei. Nach einem kurzen Aufenthalt in Israel zog er zu seiner Familie nach London und engagierte sich als ANC-Vertreter weiter für den Sturz des Apartheidregimes. 2002 kehrte er nach Südafrika zurück.
In seiner Autobiografie »Der Auftrag. Ein Leben für die Freiheit in Südafrika« erzählt der unverbesserliche Optimist die Geschichte seines außergewöhnlichen Lebens, die zugleich ein Spiegel des langen, schwierigen und oftmals schmerzhaften Weges Südafrikas in die Freiheit ist.

Veranstaltet in Kooperation mit Antifaschistisches Komitee Bremen im Rahmen der Reihe „Keinen Meter“.

Neonazistinnen – Frauen in der Neonaziszene

Donnerstag 9. Juni 2011 um 19.30 Uhr in der Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen

Das öffentliche Bild von Neonazis ist in fast ausnahmslos allen Fällen männlich konnotiert. Männer in Führungspositionen haben die wichtigen Ämter inne, Männer aus S/W-Fotografien liefern das ideologische Futter, Männer im Springerstiefeln hetzen Migrant_innen durch die Straßen. Auch wenn dieser Eindruck von den Neofaschisten selbst so beabsichtigt ist, organisieren sich selbstverständlich auch zahlreiche Frauen in ihren Bewegungen und übernehmen bei deren Entwicklung eine wichtige Funktion. Wer diese Neonazistinnen sind, wo wir sie finden und welches Geschlechterrollenbild dem ganzen eigentlich zu Grunde liegt – diesen Fragen versucht die Veranstaltung nachzugehen.

In Kooperation mit recherche-nord.

Peggy Parnass – Rebellin und Legende (Lesung)

Mittwoch, 20. April 2011 / 20 Uhr / Villa Ichon / Goetheplatz 4, 28203 Bremen

mit Peggy Parnass

Niemand sonst hat mit soviel Vehemenz und Radikalität die Prozesse der Bundesrepublik Deutschland zu den Verbrechern des nationalsozialistischen Regimes beschrieben und kommentiert. Ihre berühmten Gerichtsreportagen reichen bis zu den RAF-Prozessen der 80er Jahre. Sie veröffentlichte u.a. in Konkret,
Stern, TransAtlantik und taz.
»Sie ist unverwechselbar, total und restlos und so ist auch alles, was sie geschrieben hat.« (Ralph Giordano) »Sie hat Wut im Bauch. Im Kopf. Im Herzen. In der Seele. Und genauso schreibt sie – leidenschaftlich, rücksichtslos und zugleich zärtlich, mitfühlend.« (Klaus Bednarz) »Natürlich ist sie wunderbar.« (ZEIT)
Sie hat sich immer für unterdrückte Minderheiten stark gemacht: »Muss ja. Wenn wir für die unterprivilegierte Mehrheit was erreichen wollen.« Peggy Parnass , unbequem und unbestechlich, ist eine Zeitzeugin der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft von großer Kenntnis und Sensibilität.

Karten: VVK 5€, AK 7€; Kulturticket an der AK / VVK-Stellen u.a. Uni-Buchhandlung, Buchladen Ostertor, Golden Shop
Veranstaltet in Kooperation mit unerhoert / Literaturkontor / Heinrich-Böll-Stiftung Bremen.
Unterstützt vom Kulturzentrum Schlachthof und der Stiftung für Sozialgeschichte Bremen.