Grüne Braune – Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von rechts
Reihe intros. Einführungen in kritische Gesellschaftstheorie
Seit Jahren versuchen militante Neonazis und rechte Ideolog_innen mit ökologischen Themen zu punkten. Die NPD protestiert gegen Gentechnik, Kameradschaften demonstrieren gegen Castor-Transporte und Autonome Nationalisten gegen Schweinemastbetriebe und für Vegetarismus. Werden rechte Ökobauern und -bäuerinnen enttarnt, löst deren Engagement immer wieder Überraschung aus. Bürgerinitiativen zeigen sich verwundert, wenn extrem Rechte mitmischen. Dabei haben Nazis immer schon gesellschaftliche Widersprüche aufgegriffen und gemäß ihrer Weltanschauung interpretiert, um neue Anhänger_innen zu rekrutieren. Das gilt besonders für die Ökologie, da Umweltschutz traditionell ein Thema der Rechten ist. Die Lebensreformer_innen und Heimatschützer_innen des Kaiserreichs und der Weimarer Republik waren überwiegend konservativ bis völkisch-antisemitisch. Ideen und Personen aus diesem Spektrum prägten noch die moderne Ökologiebewegung und die Gründungsphase der Grünen. Die Biozentrist_innen und Tiefenökolog_innen, die sich im Umfeld von Protestbewegungen der 1970er Jahre entwickelten, verbinden Esoterik mit prinzipieller Menschenfeindlichkeit. Sie agitieren gegen Einwanderung und eine angebliche Überbevölkerung. Parolen der Neuen Rechten gegen Homogenisierung, für kulturelle Differenz und ein Recht auf Heimat sind längst in linke und ökologische Diskurse eingegangen.
Peter Bierl kommt aus Süddeutschland und arbeitet als Journalist, vor allem zu diversen Formen von Aberglaube, Esoterik und pseudowissenschaftlichem Unfug, auch in linken Diskursen. Veröffentlichungen unter anderem: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister: Die Antroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik, Hamburg 2005; Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts – Der Fall Silvio Gesell, Hamburg 2012; Grüne Braune – Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von rechts, Münster 2014.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen.
Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich, die Toilette leider nicht.