„Reclaiming the F-Word“. Die Fat-Acceptance-Bewegung im Kampf gegen Gewichtsdiskriminierung
Donnerstag 16. Juni 2011 / 20 Uhr / Infoladen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen
mit Friedrich Schorb (Bremen)
Übergewicht und Adipositas gelten als gravierende Gesundheitsprobleme.
Seit Ende der 1990er Jahre ist im Zusammenhang mit Übergewicht sogar von einer Epidemie die Rede. Die Behauptung, Fettleibigkeit sei eine Krankheit und die Dicken verantwortlich für die Kostensteigerung im Gesundheitswesen, bleibt nicht unwidersprochen. In den USA regt sich schon seit Ende der 1960er Jahre Widerstand gegen die alltägliche Diskriminierung Dicker ebenso wie gegen die normativen Zuschreibungen der Medizin.
Vierzig Jahre später haben sich die Pioniere der Fat-Acceptance-Bewegung professionalisiert. Sie treten als moderne Lobbygruppe auf und werben für die Akzeptanz gegenüber abweichenden Körpern ebenso wie für staatliche Anti-Diskriminierungs-Gesetze. Neben den offiziellen Organisationen gibt es in den USA mittlerweile eine ausgeprägte fette Subkultur, die langsam auch auf andere europäische Länder überschwappt.
Vor diesem Hintergrund möchte ich diskutieren, welches emanzipatorische Potential Fat-Acceptance hat: Handelt es sich um eine Ein-Punkt-Bewegung oder gibt es Anschlusspunkte an andere Kämpfe von Gruppen, die sich gegen gesellschaftliche Normierungen zur Wehr setzen (Krüppelbewegung etc.)?
Wie gehen die Fat-Acceptance-Aktivisten mit dem Widerspruch um, sich einerseits gegen Normierungen und Naturalisierungen einzusetzen, andererseits aber den Standpunkt zu vertreten, dick werde man durch seine Gene und nicht durch sein Verhalten?
Wie können aus der Konkurrenz um Aufmerksamkeit zwischen benachteiligten Gruppen Gemeinsamkeiten entstehen?
Der Referent Friedrich Schorb promoviert zur Problemkarriere des Übergewichts. Er hat zu dem Thema zahlreiche Beiträge veröffentlicht: u.a. 2008 den Sammelband „Kreuzzug gegen Fette“, 2009 die Monographie „Dick, Doof und Arm?“ und den Text Fat-Acceptance in den USA. Eine Einführung in arranca H. 43. Friedrich Schorb arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Public Health an der Universität Bremen.