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Musikalische Gewalt in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern
24. Oktober | 19:00 - 22:00
– Entfällt leider wegen Krankheit. Wir bemühen uns um einen Nachholtermin. –
Lesung und Konzert mit Paul Schuberth / Thomas Ebermann / Elisa Lapan am 24. Oktober 2024, 19:00 Uhr / Kulturzentrum Kukoon, Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen
Dieser Abend widmet sich einer nach wie vor wenig beleuchteten Facette der NS-Geschichte. Zwar ist vielen die Funktion des Kulturlebens im Lager Theresienstadt oder die Geschichte des Liedes „Die Moorsoldaten“ bekannt. Anders verhält es sich jedoch mit solchen Aspekten, die nicht unmittelbar mit beeindruckenden künstlerischen Leistungen oder Widerstand seitens der Häftlinge in Zusammenhang stehen. Diese Kehrseite spiegeln die Begriffe „musikalische Gewalt“ (Juliane Brauer, Historikerin ) oder „musikalischer Sadismus“ (Alexander Kulisiewicz, „Lagersänger“ und Historiker). Diese sind keine effektvolle Übertreibung: In den Händen der SS-Mannschaften geriet Musik zum Folterinstrument.
Sei es in Form des gefürchteten Zwangssingens, der Beschallung des Lagergeländes mit „nationalen Flötentönen“ oder der musikalischen Untermalung von Exekutionen. Wie Musik als Mittel des Terrors herhalten musste; wie sie in den Prozess der Vernichtung durch Arbeit eingespannt wurde, ja ihn sogar reibungsloser funktionieren ließ; darüber will der Vortrag Auskunft geben.
Ausgehend vom scheinbar paradoxen Satz „In Auschwitz betrieben die Machthaber in gewisser Hinsicht eine Kulturförderung“ (Gabriele Knapp, Historikerin) schließt der Vortrag mit Überlegungen darüber, inwieweit gängige Vorstellungen von Kunst und Kultur angesichts des „musikalischen Sadismus“ an mögliche Grenzen stoßen. Zu einem Vortrag solchen Inhalts Musik zu spielen, ist eine Gratwanderung. Sie darf nicht Balsam für die Seele nach den furchtbaren historischen Tatsachen sein. So spielen Elisa Lapan und Paul Schuberth, manchmal als Kontrast, manchmal aber zur Verdeutlichung, Stücke von u.a. Józef Koffler, Jean Wiener, Hanns Eisler, Paul Abraham.
In den Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft findet sich ein Beitrag von Paul Schuberth zum Thema musikalische Gewalt in den Lagern:
https://www.klahrgesellschaft.at/Mitteilungen/Schuberth_1_22.pdf
Paul Schuberth (*1994) ist Akkordeonist. Neben Projekten wie „trio akk:zent“, „Belofour“, „Duo Vakkordeonioline“ tritt er u.a. mit Paul Gulda, Otto Lechner, Bratko Bibič, Thomas Gansch, Bertl Mütter, Andrej Prozorov, Christopher Haritzer, Jelena Popržan auf. Nebenbei veröffentlicht er als Verfasser von Beiträgen zu kulturpolitischen und gesellschaftlichen Themen in Zeitschriften wie Augustin, Versorgerin, konkret, Phase 2, Volksstimme, Jungle World.
Thomas Ebermann ist Publizist, zuletzt erschien von ihm Störung im Betriebsablauf, Hamburg 2021 und Linke Heimatliebe. Eine Entwurzelung, Hamburg 2019. In den letzten Jahren war er mit Bühnenaufführungen wie Heimat – Eine Besichtigung des Grauens (2019) und Herbert Marcuse – Der eindimensionale Mensch wird fünfzig (2014) in Bremen zu Gast.
Elisa Lapan (*1996) ist Saxofonistin, Dirigentin und Musikpädagogin. Sie schloss ihre Bachelor Studien in klassischem Saxofon mit Schwerpunkt Jazzsaxofon an der ABPU in Linz ab und setzte ihren Master an der Royal Academy Of Music, Aarhus (Dänemark), in Saxofon und Ensembleleitung fort. Elisa ist Mitglied bei SAX OF(F) ON und Orginel² & Saxobefont. Neben reger Konzerttätigkeit und erfolgreichen Teilnahmen bei Wettbewerben (Musica Juventutis, 3. Platz beim internationalen Louis-Spohr Holzbläserwettbewerb in Kassel) ist sie als Saxofonlehrerin an der Musikschule der Stadt Linz tätig und hält Workshops zum Thema Soundpainting.
Paul Schuberth: Text, Vortrag, Akkordeon / Thomas Ebermann: Vortrag, Lesung / Elisa Lapan: Vortrag, Saxofon
Eine Veranstaltung von: associazione delle talpe, Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen, Partnerschaft für Demokratie Bremen, Landeszentrale für politische Bildung Bremen und Kulturzentrum Kukoon im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus Bremen 2024.