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Die Potenziale der Digitalisierung für eine demokratische Planwirtschaft
15. Dezember 2022 | 18:00 - 20:00
Online-Veranstaltungsreihe
Donnerstag, 15.12.2022, 18 bis 20 Uhr
Die Entwicklung der modernen Informationstechnologie im digitalen Kapitalismus geht nicht nur mit neuen Formen und Praktiken der Kapitalakkumulation und Herrschaft einher (Plattformen, algorithmische Arbeitsteuerung, Überwachung), sondern befeuert auch die Fantasie einer sozialistischen Linken, die der selbstzerstörerischen kapitalistischen Produktionsweise eine demokratische Planwirtschaft entgegensetzen will. Spätestens seit Leigh Phillips und Michal Rozworski auf die Planung von Produktion und Verteilung innerhalb kapitalistischer Unternehmen der Größe ganzer Volkswirtschaften verwiesen haben, oder Evgeny Morozov zur Vergesellschaftung der kybernetischen Feedback-Infrastrukturen im Dienste eines neuen, digitalen Sozialismus aufgerufen hat, hat die Debatte um eine demokratische Planwirtschaft auf Basis einer qualitativ neuen Stufe der Entwicklung der Produktivkräfte neuen Schwung gewonnen.
Im Vortrag von Jakob Heyer werden daher zunächst einige der zurzeit dominanten Stränge beleuchtet, die Potenziale der Digitalisierung für eine demokratische Planwirtschaft auszuloten versuchen. Auf dieser Grundlage sollen dann Entwicklungen der modernen Informationstechnologie herausgestellt werden, die die Debatte um eine demokratische Planwirtschaft tatsächlich auf eine qualitativ neue Stufe heben.
Dies soll dann jedoch einen nüchternen Blick auf die realen Entwicklungen und Debatten um eine digitale Planwirtschaft ermöglichen, der sich nicht vom Technikfetischismus eines kapitalistischen Solutionismus (Morozov) – der Idee, für die drängenden globalen Probleme bräuchte es bloß technische Lösungen – mitreißen lässt. Hierfür, so die These des Vortrags, ist ein Bezug auf die Geschichte von Planwirtschaften nötig, denn hier sind Probleme und Widersprüche aufgetreten, die nicht bloß durch die technologische Entwicklung aus der Welt geschaffen sind. So werden in den meist sehr modern erscheinenden Ideen und Modellen oft Fehler der Vergangenheit wiederholt. Erst auf der Basis auch einer historischen Reflexion, so die These des Vortrags, lassen sich die Grundzüge eines wirklich modernen, digital-kybernetischen, demokratisch geplanten Sozialismus herausarbeiten.
Jakob Heyer ist Promovend an der Universität Jena und Stipendiat der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Anmeldung bitte an: anmeldung@rls-nds.de
Diese Veranstaltung ist Teil der Online-Veranstaltungsreihe „Digitalisierung – Zwischen Herrschaftstechnik und sozialem Fortschritt„.
Diese Reihe wird durchgeführt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen und dem Rosa-Luxemburg-Club Hannover; in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg, dem Kurt Eisner Verein für politische Bildung in Bayern e.V. / Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern, der Rosa-Luxemburg-Initiative – Rosa-Luxemburg-Stiftung Bremen, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen, dem Bildungswerk ver.di Niedersachsen und dem Projekt moderner Sozialismus Hannover. Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. Weitere Veranstaltungen folgen in 2023.