Chiapas im Visier von Politik und Kapital
Neoliberale „Entwicklungs-“ und Ordnungsprojekte und gesellschaftlicher Widerstand dagegen
Mittwoch, 05.11.2008, 20.00 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4 28203 Bremen
Bebilderter Vortrag mit Luz Kerkeling
Der südmexikanische Bundesstaat Chiapas ist nicht erst seit 1994 ein Ort gesellschaftlicher Widersprüche zwischen politisch-ökonomischen Eliten und der bäuerlich-indigen Bevölkerung, die für ein Ende von Ausbeutung und Unterdrückung kämpft. Die zapatistische Bewegung arbeitet seit 1994 an der Verbesserung der Situation ihrer Gemeinden und konnte vor allem in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Justiz und basisorientierte Selbstverwaltung beachtliche Erfolge erreichen. Parallel dazu versucht die außerparlamentarische Bewegung, sämtliche benachteiligten Bevölkerungssektoren in ihre emanzipatorischen Prozesse einzubeziehen. Im Gegensatz zu den linksgerichteten Parteien in Südamerika streben die Zapatistas nicht die Übernahme der Staatsmacht an. Sie wollen über eine mexikoweite zivile Mobilisierung von unten (die die sogenannte „Andere Kampagne“), eine völlige Neuordnung der gesellschaftlichen Verhältnisse erreichen, die in einem mehrjährigen Prozess erarbeitet und mittels einer neuen, partizipativen und antikapitalistischen Verfassung durchgesetzt werden soll. Aktuell sind diese Errungenschaften und Visionen der Basisbewegungen vielleicht so bedroht wie selten zuvor, da Chiapas als extrem ressourcenreicher Bundesstaat immer stärker ins Visier von Politik und Kapital gerät – im nationalen wie im globalen Rahmen. Hauptthemen des Vortrags sind: 1) neoliberale „Enwicklungs“- und Ordnungsprojekte: – Raub und Privatisierung bäuerlich-indigener Ländereien – Entvölkerung der ländlichen Gemeinden durch Umsiedlungsprogramme („ciudades rurales“) – Tourismusprojekte (Agua Azul, Palenque u.a.) – Ausbeutung der Biodiversität – Monokulturen – Agrosprit – Kriminalisierung und Militarisierung (ASPAN, Nordamerikanische Allianz für Sicherheit und Prosperität) – Migration – „Proyecto Mesoamérica“ – die Fortführung des Plan Puebla-Panamá unter anderem Namen 2) gesellschaftlicher Widerstand: – Widerstand gegen die hohen Stromtarife – die aktuelle Situation in den zapatistischen Gemeinden – die „Andere Kampagne“ in Chiapas und Mexiko – weitere unabhängige soziale Bewegungen in Südmexiko
Luz Kerkeling ist Mitarbeiter von CIEPAC A.C. (Zentrum für ökonomische und politische Forschung) in San Cristóbal, Chiapas, sowie von Zwischenzeit e.V. und Gruppe B.A.S.T.A. (beide Münster), ist soeben von einem einjährigen Forschungs- und Arbeitsaufenthalt aus Mexiko zurückgekehrt. Er ist Autor von „La Lucha Sigue! Ursachen und Entwicklungen des zapatistischen Aufstands“, 2. Aufl. Unrast Verlag, Münster 2006.
Website mit vielen aktuellen Informationen und weiteren Links: www.gruppe-basta.de
Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Initiative e.V. in Kooperation mit der Gruppe Compas Bremen